NEW YORK. Mit einem Interview in der New York Times hat Nato-Generalsekretär Mark Rutte eine Kriegsgefahr heraufbeschworen. Er prognostizierte einen chinesischen Angriff auf Taiwan bei einem zeitgleich stattfindenden Militärschlag Rußlands gegen Nato-Territorium. Der Gedanke dahinter, so der ehemalige niederländische Ministerpräsident, sei ganz einfach: „Europa beschäftigen“.
Chinas StaatsoberhauptXi Jinping hat bereits seit längerer Zeit Drohgebärden gegen die Inselrepublik ausgestoßen und kündigte eine gewaltsame Wiedervereinigung mit Rot-China an. Peking betrachtet das demokratische Taiwan als abtrünnige Provinz. Erst am Sonntag hatte China eine umstrittene zivile Flugroute nahe Taiwan zum dritten Mal erweitert. Die Maßnahme erfolgte kurz vor dem Beginn von großen Militärübungen in Taiwan, die vom Mittwoch bis zum 18. Juli dauern sollen.
Nato soll in Indopazifik
Rutte sagte in der amerikanischen Zeitung voraus, Xi werde seinen „Juniorpartner“, den russischen Präsidenten Wladimir Putin, anrufen und sagen: „Hey, ich werde das tun (Taiwan angreifen), und ich brauche dich, um sie in Europa zu beschäftigen, indem du Nato-Gebiet angreifst.“
Rutte nutzte diese angebliche Bedrohungslage, um eine weitere Aufrüstung der Mitgliedsstaaten zu fordern. Um Rußland und China „abzuschrecken, muß die Nato als Ganzes so stark sein, daß die Russen niemals so etwas tun würden“, sagte er. Zudem müsse sich das westliche Militärbündnis stärker im Indopazifik engagieren. Andernfalls werde es „höchstwahrscheinlich“ einen gemeinsamen Angriff Chinas und Rußlands geben. (fh)