HERNE. Ein angeblich rassistischer Angriff im nordrhein-westfälischen Herne, bei dem ein Mann eine Frau mit ihrem zweimonatigen Baby angegriffen haben soll, hat nie stattgefunden. Die 28jährige Mutter hatte am Dienstag angegeben, in einem Park von einem Unbekannten hinterrücks gegen den Rücken getreten worden zu sein. Dabei sei ihr Säugling mit dem Kopf auf den Boden gefallen, der Täter habe die Frau währenddessen rassistisch beleidigt, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet hatte.
Nun stellte die Agentur die Sache unter Berufung auf die Polizei richtig. Die Behörden sind sich demzufolge inzwischen sicher, daß die 28jährige den Vorfall erfunden hat. So soll die Frau mit ihrem Baby im Kinderwagen unterwegs gewesen sein und dabei ihren Hund mit der Leine an den Wagen gebunden haben. Der Hund habe „so stark daran gezogen, daß der Kinderwagen samt Baby umfiel. Eine Zeugin hatte die Mutter dann unterstützt“. Und: „Einen aggressiven Zweiradfahrer oder ausländerfeindliche Parolen soll es dabei laut der Zeugen nie gegeben haben“, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
Intransparenter Umgang mit Fake-Angriff
Mehrere Medien hatten die ursprüngliche Meldung von dem rassistischen Angriff aufgegriffen, darunter „Zeit Online“, „T-Online“ und die FAZ. Letztere war die bisher einzige Publikation, die erwähnte, daß sie die ursprüngliche Falschmeldung verbreitet hatte. Klickt man hingegen bei „T-Online“ auf den Link mit dem Titel „‘Erschütternder Vorfall‘: Rassist tritt auf junge Mutter mit Baby ein“, erscheint dort ein Text mit der Überschrift: „Frau erfindet rassistischen Angriff“ – ohne den redaktionellen Hinweis auf die vorangegangene Falschmeldung.
Noch leichter macht es sich die Online-Ausgabe der Zeit. Bei Google ist deren Text mit der Überschrift „Staatsschutz ermittelt: Mann tritt auf Mutter mit Baby ein“ nach wie vor auffindbar. Klickt man auf den Text, erscheint eine Fehlermeldung, der Beitrag wurde ohne Bitte um Entschuldigung und Transparenzhinweis gelöscht.

„Warum die Frau das Geschehen anders darstellte, müssen die andauernden Ermittlungen des polizeilichen Staatsschutzes zeigen“, heißt es von Seiten der Polizei zu der Sache. (st)