WASHINGTON. Hätte der Eklat im Weißen Haus zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance verhindert werden können? Ein Bericht der New York Post legt dies nahe. Wie die Zeitung noch am Tag des Wortgefechts zwischen den drei Staatsmännern im Internet berichtete, hätte Selenskyj schon eine Woche zuvor, bei dem Besuch des Ukrainebeauftragten des amerikanischen Präsidenten, Keith Kellogg, den Rohstoffdeal zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten unterzeichnen können, der dann am Freitag in Washington besiegelt werden sollte.
Trump boots Zelensky from White House after Oval Office clash, says he ‘disrespected’ US as mineral deal left unsigned. Read today’s cover here: https://t.co/5W25HLkBkK pic.twitter.com/cVsIxcDgbE
— New York Post (@nypost) March 1, 2025
Das Papier wurde über mehrere Tage lang „intensiv verhandelt“, wie die New York Post in ihrem Artikel schrieb, und sah vor, daß der USA künftig die Hälfte aller in der Ukraine aus dem Abbau von Edelmetallen erwirtschafteten Gewinne zukämen. „Kellogg und Zelensky hatten sich darauf geeinigt, daß nur noch ein Detail des Vertragswerks ausgehandelt werden müsse“, zitierte die New York Post einen hochrangigen Regierungsmitarbeiter in Washington. Doch dann hätte der Stabschef des ukrainischen Präsidenten darauf gedrängt, die Unterzeichnung nicht vor Ort zu machen, sondern in die Vereinigten Staaten zu verlegen.
Die ukrainische Seite wollte den Rohstoffdeal nicht in Kiew unterzeichnen
Der Ukrainebeauftragte Kellog habe vor diesem Plan gewarnt und darauf hingewiesen, „daß sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Ukraine erst wieder festigen müßten, bevor ein persönliches Treffen der Präsidenten möglich sei“. Selenskyjs Büro habe jedoch diesen Einwänden zum Trotz Druck gemacht, wie die New York Post unter Berufung auf ihre Quellen berichtete. Kellog soll sich daraufhin zur Abreise aus Kiew vorbereitet haben, die im allerletzten Augenblick von einer nervös gewordenen Präsidialverwaltung verhindert wurde.
Der Ukrainebeauftragte bekam eilig einige Dokumente überreicht, die an Donald Trump gehen sollten. Dennoch beharrte der Stab des ukrainischen Staatsoberhauptes weiterhin darauf, das Vertragswerk über die Rohstoffe des Landes nicht in Kiew, sondern in der amerikanischen Hauptstadt zu unterzeichnen. Das sei ein Fehler gewesen, so der hochrangige Beamte, auf den sich die New York Post in ihrem Bericht beruft.
„Selenskyj hat alle Fehler gemacht, die man machen konnte“, so die Quelle aus Washington. Er sei ins Oval Office gekommen und habe dort den harten Hund gegeben. „Alle im Raum haben sich von diesem Auftritt beleidigt gefühlt.“ Das sei dann nicht gut geendet. „Selenskyj muß jetzt allein sehen, wie er das wieder gerade biegt“, so der Beamte. „Wir können ihm dabei nicht mehr helfen.“
Hätte Selenskyj einen Anzug anziehen sollen?
Zwar habe der ukrainische Präsident im Weißen Haus behauptet, er sei eingeladen worden. Allerdings sei nicht klar, ob sich Selenskyjs Team nicht vielleicht selbst nach Washington eingeladen habe. Bei diesem Verdacht berief sich die New York Post auf gleich mehrere Kontakte aus Kiew.
Daß der Staatsmann dann auch noch scheinbar ganz bewußt die Kleiderordnung im amerikanischen Regierungssitz mißachtete und wie immer militärisch schlicht auftrat, soll dann der eine Grenzübertritt zu viel gewesen sein, zitierte die amerikanische Tageszeitung aus Washingtoner Kreisen. „Einen Anzug zu tragen klingt vielleicht wie eine kleine Sache und wir wissen, daß der Präsident einen Militärstil bevorzugt, aber das war in diesem Fall die falsche Entscheidung.“
Noch während des Pressetermins im Büro des Präsidenten stellte einer der anwesenden Reporter die Frage, wieso Selenslyj eigentlich keinen Anzug trage. Der ukrainische Staatschef antwortete, er werde sich wieder ziviler geben, wenn der Krieg in seinem Land vorbei sei. Wenige Minuten nach dieser Antwort artete das Gespräch mit seinen amerikanischen Gastgebern in einem für diplomatische Verhältnisse äußerst wilden Streit aus. (fw)