WASHINGTON/BRÜSSEL. Nachdem zwischen US-Präsident Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj die Fetzen flogen, hat Europa Geschlossenheit demonstriert. Zahlreiche Spitzenpolitiker haben der Ukraine ihre uneingeschränkte Unterstützung zugesichert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzte auf Durchhalteparolen.
„Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos. Sie sind niemals allein, lieber Präsident Selenskyj“, so von der Leyen. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni brachte indes ein sofortiges Gipfeltreffen ins Spiel, um die transatlantische Krise zu entschärfen.
„Wir müssen offen darüber sprechen, wie wir mit den großen Herausforderungen der Gegenwart umgehen wollen, angefangen bei der Ukraine“, erklärte Meloni. Die italienische Premierministerin, die sich bislang geschickt als Brückenbauerin zwischen Trump und den EU-Verbündeten inszeniert hatte, warnte: „Jede Spaltung des Westens macht uns schwächer und spielt denen in die Hände, die unsere Kultur zerstören wollen.“
Europa wünscht sich einen neuen Anführer
Polens Präsident Donald Tusk sicherte der Ukraine die Solidarität seines Landes zu. Auf X schreibt er: „Lieber Selenskyj, liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein“.
Estlands Außenminister Margus Tsahkna wurde noch deutlicher: „Wenn Rußland aufhört zu kämpfen, gibt es keinen Krieg mehr. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, gibt es keine Ukraine mehr.“ Ein Satz, der in Europa längst Konsensus sei – nicht aber in Washington, wo Trump offen mit einem Rückzug der Unterstützung spiele.
Für die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas war der Eklat im Weißen Haus ein Weckruf: „Heute ist klar geworden, daß die freie Welt einen neuen Anführer braucht.“ Sie betonte, daß Trump für viele Europäer kein verläßlicher Partner mehr sei. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ keinen Zweifel daran, wo Europa steht: „Rußland ist der Aggressor, die Ukraine das Opfer. Es war richtig, die Ukraine zu unterstützen, und es bleibt richtig, Rußland zu sanktionieren.“
Ukraine is Europe!
We stand by Ukraine.We will step up our support to Ukraine so that they can continue to fight back the agressor.
Today, it became clear that the free world needs a new leader. It’s up to us, Europeans, to take this challenge.
— Kaja Kallas (@kajakallas) February 28, 2025
Briten-Premier bemüht sich um Äquidistanz, Kickl sieht sich bestätigt
Ganz ähnlich sieht das der grüne Euopaabgeordnete Sergey Lagodinsky. Er ruft nach einer Verteidigungsunion in Europa, nach der Abkehr der USA von ihrer Rolle als Führungsmacht für die freie Welt. Kerneuropa solle sich nun für die Verteidigung zusammentun – ohne Ungarn oder Slowakei.
Der britische Regierungschef Keir Starmer hat der Ukraine indes in einer ersten Reaktion die „unerschütterliche“ Unterstützung Großbritanniens zugesichert, sagte eine Sprecherin der britischen Regierung. Starmer hätte nach den Ereignissen sowohl mit US-Präsident Donald Trump als auch mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj gesprochen und dabei versichert alles zu unternehmen, um einen Weg zu einem dauerhaften Frieden auf der Grundlage von Souveränität und Sicherheit für die Ukraine zu finden.“
Während Europa die Wogen zu glätten versucht, war die Schadenfreude in Moskau groß. Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew sprach von einer „eiskalten Klatsche“ für Selenskyj und bezeichnete ihn einmal mehr als „Kokain-Clown“. Auch Kirill Dmitrijew, einst Unterhändler in den gescheiterten Riad-Gesprächen, sprach von einem „historischen Tag“.
Ungarns Premier Viktor Orbán wiederum war voll des Lobes für Trump: „Starke Männer schließen Frieden, schwache Männer führen Krieg. “FPÖ-Chef Herbert Kickl sah sich dagegen in den „jahrelangen Warnungen vor der Kriegstreiberei und der Forderung nach Frieden auch in Sachen Ukraine-Krieg“ bestätigt.
Die FPÖ hatte mit ihren jahrelangen Warnungen vor der Kriegstreiberei und der Forderung nach Frieden auch in Sachen Ukraine-Krieg recht: Unter Trump wird es auch hier kein „weiter wie bisher“ geben. Das hat Selenskyj heute von Trump zu spüren bekommen.
Die EU-Kommission und mit…— Herbert Kickl (@herbert_kickl) February 28, 2025
(rr)