BERLIN. Migration, Inflation, drohende Armut. Das sind laut der Studie „What Worries the World“, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos regelmäßig in 29 Ländern durchführt, die größten Sorgen der Deutschen.
Für 44 Prozent der Deutschen ist die Migration aktuell die drängendste Herausforderung, was einem Anstieg von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat entspricht. Damit erreicht das Thema den höchsten Wert seit Oktober 2023 und behauptet sich den zweiten Monat in Folge an der Spitze des „Sorgenrankings“. Deutschland sticht dabei auch im internationalen Vergleich hervor: In keinem der 29 untersuchten Länder ist die Besorgnis über Migration so ausgeprägt wie hier.
Dazu steigen auch die finanziellen Ängste der Deutschen. Für viele Bürger wird der Einkauf im Supermarkt zunehmend zum Alptraum. 33 Prozent der Befragten sorgen sich daher vor weiterhin spürbarer Inflation, 31 Prozent vor Armut und sozialer Ungleichheit.
Klimawandel nur auf Platz 5
Dicht dahinter folgen die Angst vor Kriminalität und Gewalt mit 29 Prozent. Der Klimawandel bleibt mit 21 Prozent auf der Agenda der Deutschen abgeschlagen, komplettiert aber die Top 5. Weitere Themen wie das Gesundheitswesen (20 Prozent), militärische Konflikte (19 Prozent) und zunehmender Extremismus (17 Prozent) bewegen ebenfalls einen beachtlichen Teil der Bevölkerung.
Interessant: Trotz der Angst vor Armut und sozialem Abstieg zählen laut der Umfrage Arbeitslosigkeit nur für zehn Prozent und der Erhalt von Sozialprogrammen sogar lediglich für sieben Prozent der Befragten zu den drei wichtigsten Herausforderungen.
Steigende Kosten, wenig vertrauen in die Wirtschaft
Das allgemeine Stimmungsbild der Nation ist düster. Nur 23 Prozent der Deutschen sehen ihr Land auf dem richtigen Kurs, während 77 Prozent überzeugt sind, daß die Entwicklung in die falsche Richtung geht – ein Negativrekord in der über zehn Jahre andauernden Untersuchung. Auch die wirtschaftliche Lage wird kritisch bewertet: 69 Prozent der Befragten schätzen sie als schlecht ein, lediglich 31 Prozent als gut. Besonders alarmierend ist der Rückgang des Wirtschaftvertrauens, das seit Oktober um fünf und im Vergleich zum Vorjahr sogar um neun Prozentpunkte gesunken ist.
Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos in Deutschland, faßt zusammen: „Obwohl die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt im Oktober 2024 auf nur noch zwei Prozent gefallen ist, nehmen die Sorgen um steigende Lebenshaltungskosten weiter zu. Dies liegt vor allem an den teuren Grundnahrungsmitteln: Der Preis für Butter stieg von September auf Oktober um 9,9 Prozent, frisches Gemüse verteuerte sich um 4,1 Prozent.“
Angst vor sozialem Abstieg
Angekündigte Stellenstreichungen in großen Industriekonzernen verstärken die Furcht vor sozialem Abstieg. Diese Sorgen werden unweigerlich die politische Agenda im Bundestagswahlkampf 2024 prägen, wie Grimm abschließend betont: „Die Parteien müssen sich den Ängsten der Bürger stellen.“ (rr)