BERLIN. Die Berliner Polizei fahndet weiter unter Hochdruck nach einem Mann, der am Mittwoch nachmittag einen scharfen Sprengsatz mit sich getragen hatte. Beamte der Bundespolizei wollten den Mann auf dem S-Bahnhof Neukölln kontrollieren, woraufhin er flüchtete und einen Rucksack mit hochexplosivem Sprengstoff hinterließ. „Dieser wurde in eine nahe Parkanlage gebracht und soll dort kontrolliert gesprengt werden“, teilte die Polizei auf dem Kurznachrichtendienst X mit. Anwohner berichteten von einer massiven Explosion.
Heute Nachmittag gg. 15.30 Uhr sollte ein Mann von Kolleg. der @bpol_b auf dem S-Bhf. #Neukölln kontrolliert werden. Der Mann flüchtete und ließ eine Tasche zurück, in der die Einsatzkräfte Sprengstoff fanden. Dieser wurde in eine nahe Parkanlage gebracht und soll dort… pic.twitter.com/6I6kNHWURy
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) October 30, 2024
Nach Informationen der BZ soll es sich um den hochexplosiven Sprengstoff TATP (Triacetontriperoxid) der unter Ermittlern als „Mutter des Satans“ bekannt sei. TATP wurde unter anderem beim Terroranschlag auf das Pariser Bataclan benutzt, bei dem islamistische Terroristen 89 Menschen ermordeten. Auch beim knapp vereitelten Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien wurde der Stoff nachgewiesen. Die Bild-Zeitung veröffentlichte mittlerweile ein Foto des Verdächtigen.
Dieser Mann soll laut „Bild“ den Sprengsatz „verloren“ haben. pic.twitter.com/HL9Gesf76G
— Henning Hoffgaard (@HenHoffgaard) October 31, 2024
„Dann hätte es dramatische Folgen gehabt“
„Es sieht so aus, als wenn hier ein Anschlag verhindert wurde. Wäre dieser Sprengsatz im Nahbereich einer Menschengruppe hochgegangen, dann hätte es dramatische Folgen gehabt“, zitierte das Blatt einen mit der Sache befaßten Ermittler.
Polizisten konnten zudem einen polnischen Ausweis in dem Rucksack sicherstellen, der auf einen 30jährigen Polen ausgestellt ist aber seit dem 21. Januar 2022 als gestohlen oder unterschlagen gemeldet wurde. Bei dem Flüchtigen soll es sich jedoch um eine andere Person als den Ausweisinhaber handeln, berichtet die BZ weiter.
Polizeigewerkschaft zurückhaltend – Bürgermeister schweigt
Die Gewerkschaft der Polizei zeigte sich zurückhaltend. „Der Vorfall ist uns bekannt, aber bis hierhin ist die Sachlage recht dünn“, teilte ein Sprecher auf X mit. „Die Ermittlungen werden zeigen, ob hier wirklich eine Terrorgefahr für die Hauptstadt bestand, ob hier jemand mal Abläufe checken wollte oder es eine andere Ursache für die plötzliche Flucht gab.“ Leider sei es so, daß es mit entsprechenden Kenntnissen möglich sei, auch aus handelsüblichen Stoffen Sprengsätze herzustellen, mit denen sich großer Schaden anrichten ließe.
Die Berliner Polizei ermittelt derzeit in alle Richtungen und prüft auch den Verdacht auf einen terroristischen Anschlag. Zuständig ist nun der polizeiliche Staatsschutz. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte sich bisher nicht öffentlich zu dem Fall. (ho)