BERLIN. Mit Kritik an der eigenen Fraktion hat der langjährige SPD-Außenpolitiker Michael Roth angekündigt, sich nach den Bundestagswahlen im kommenden Jahr aus der Politik zurückzuziehen. Roth gehört dem Parlament seit 26 Jahren an. Aktuell ist er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
Der 53jährige begründete die Entscheidung im Stern mit seiner wachsenden Distanz zur SPD. „Ich bin leidenschaftlicher Sozialdemokrat, wollte ja auch mal Vorsitzender der SPD werden. Aber im letzten Jahr habe ich gemerkt, daß ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, daß mich die Gremien stören, die Stimmung darin. Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank.“
SPD-Streit um Rußland sorge für „neue Härte“
Außerdem spüre Roth, von 2013 bis 2021 Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, eine Entfremdung zum Politikbetrieb. Für ihn sei immer klar gewesen, er wolle nicht als Abgeordneter in Rente gehen. Seit einiger Zeit merke er: „Ich habe den Biß nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluß mit Politik. Das ist ein gutes Gefühl.“
Hintergrund ist wohl vor allem der Streit um Rußland innerhalb der Sozialdemokraten. Die Frage von Krieg und Frieden habe in der SPD für eine neue Härte gesorgt. „Mein früher Einsatz für die Ukraine gefiel nicht allen. Und als ich kurz nach Kriegsausbruch in das Land reiste, grüßten mich manche in der Fraktion nicht einmal mehr“, sagte Roth.
Zur Wahrheit gehöre aber auch, daß er eine Mitverantwortung für die Entfremdung trage: „Ich habe öffentlich viel für meine Positionen gekämpft, das Gespräch mit Kollegen dafür vernachlässigt.“ (fh)