PARIS. Der ehemalige französische Premierminister und Bürgermeister von Le Havre, Édouard Philippe, (bis 2017 Les Républicains, seit 2021 Horizons) hat das Vorhandensein eines neuartigen „antiweißen Rassismus“ in Frankreich beklagt. Im Zusammenhang mit einer Gewalttat wie der in Crépol müsse man „sagen, was man sehe“, betonte der Politiker im Interview mit der französischen Zeitung Journal du Dimanche. Dieser Rassismus sei „verwerflich“ und müsse „ebenso entschieden bekämpft werden“ wie Antisemitismus oder Feindseligkeiten gegenüber Schwarzen.
Er befürchte eine islamistische Bewegung, die das „Gleichgewicht der Laizität“ Frankreichs in Frage stelle, sagte Philippe. Es gebe eine „zweifelhafte Lesart des Islams“, gegen die man kämpfen müsse. „Ich weiß allerdings, daß die Mehrheit der Moslems in Frankreich eine Praxis des Islams hat, die mit der Republik vollkommen vereinbar ist“, zeigte sich der Politiker überzeugt.
„Extreme Weichheit zugunsten migrantischer Überflutung“
Zuvor hatte Philippe einen neuen Gesetzesentwurf der Macron-Regierung unterzeichnet, der gezielt Fachkräfte ins Land holen sollte. „Ich würde niemals einen Gesetzesentwurf unterschreiben, der einen Ansturm auf unser Land befeuern würde“, äußerte der Republikaner. Es sei daher wichtig, Quoten und Regulierungen einzuführen.
Der Rassemblement National (RN) hatte sich gegen den Entwurf ausgesprochen und ihn damit verhindert. Er sei „ein Gesetz von extremer Weichheit und zugunsten migrantischer Überflutung“ erklärte der RN-Abgeordnete Jean-Philippe Tanguy. „Die Regierung muß akzeptieren, daß sie in der Minderheit ist und echte Kompromisse oder Programmänderungen akzeptieren“, führte der Politiker weiter aus.
Édouard Philippe war von 2017 bis 2020 französischer Premierminister unter der Macron-Regierung. Von 2010 bis 2017 war er Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Le Havre und ist es seit Juli 2020 wieder. (lb)