Es ist kein offizieller Name, doch die Eisenbahnverbindung zwischen Sylt und dem Festland ist landläufig als „Hindenburgdamm“ bekannt und wird auch so auf der Tourismus-Informationsseite der Gemeinde Sylt beworben. Das brachte der Gemeinde nun eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung ein.
Das Ehepaar Joachim und Bernadette Gottschalk aus Laatzen hatte zuvor von der Gemeinde Sylt verlangt, den Namen „Hindenburgdamm“ nicht mehr zu verwenden. Sie hätten Verwandte im NS-Völkermord verloren, sagten sie zur Begründung gegenüber der SHZ. Hindenburg sei „Mitgarant für die Herrschaft der Nationalsozialisten unter Führung von Adolf Hitler“ gewesen, behaupteten sie weiter.
Hindenburgdamm erinnert angeblich an Massenmord
Als die Gemeinde nicht auf die Beschwerde reagierte, stellte das Paar eine Anzeige wegen „Volksverhetzung“. In dem Schreiben an die Flensburger Staatsanwaltschaft heißt es: „Wir erheben Strafantrag und Strafanzeige gegen die Gemeinde Sylt, weil sie wider besseres Wissen auf ihrer Internetseite unter anderem den Damm zwischen dem Festland und der Insel Sylt öffentlich im Internet als Hindenburgdamm bezeichnet.“
Und weiter: „An eine Person, die einen Massenmord mit höchster Anerkennung lobt, darf ebenso wenig wie bei Adolf Hitler, Hermann Göring und anderen NS-Tätern durch eine öffentliche ehrende Namensbenennungen erinnert werden. Nach hiesiger Auffassung stellt diese Ehrung im Hier und Heute eine Volksverhetzung dar.“
Im Volksmund seit Jahrzehnten überliefert
Der parteilose Bürgermeister Nikolas Häckel sagte gegenüber der SHZ: „Die Bezeichnung ‘Hindenburgdamm’ ist seit Jahrzehnten im Volksmund überliefert. Offiziell hat der Eisenbahndamm eine technische Funktionsbezeichnung der Bahn. Eine formelle ‘Taufe’ ist mir nicht bekannt.“ Tatsächlich hatte der damalige Reichspräsident die Verbindung 1927 persönlich mit einer Zugfahrt eingeweiht.
Der am 2. Oktober 1847 geborene Hindenburg war ein preußischer Militär, der zu Beginn des Ersten Weltkriegs schon im Ruhestand war. Wegen seiner Erfolge an der Ostfront äußerst populär, bemühte er sich später als Reichspräsident, den drohenden Bürgerkrieg abzuwenden. Persönlich ein Gegner der Nationalsozialisten ernannte er deren Vertreter Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. Hindenburg verstarb am 2. August 1934. Nach seinem Tod vereinte Hitler beide Ämter auf sich als „Führer“. (JF)