Das Brandenburger Tor besitzt Strahlkraft. Seit seiner Erbauung als „Friedenstor“ im Preußen des späten 18. Jahrhunderts wurde es immer wieder politisch genutzt; von Napoleon über die Nationalsozialisten bis hin zum US-Präsidenten Ronald Reagan. Seit der Nacht vom 9. November 1989 ist es auch ein Symbol für Freiheit und Überwindung einer Diktatur, erreicht durch den friedlichen Protest eines Volkes.
Nun hat sich die „Letzte Generation“ an das Brandenburger Tor herangemacht. Immerhin ist dort autofreie Zone. Es ist eben nicht jedermanns und -fraus Sache, wütende, durch körperliche Arbeit oder Muckibude gestählte Muskelpakete auf sich zukommen zu sehen. Flucht unmöglich, da angeklebt. Die Farbe, mit der die „Letzte Generation“ die Säulen des Brandenburger Tors großflächig besprüht hat, ist tief in den Sandstein eingedrungen. Die Restaurierung wird teurer als erwartet. Doch wie teuer ist unserer Gesellschaft eigentlich das – so Bundesinnenministerin Nancy Faeser – „Symbol für Freiheit und Wahrzeichen unseres Landes“?
Es sei „schlicht widerlich, wie Demokratiefeinde mit solchen Aktionen versuchen, sich dieses Symbol anzueignen, das inzwischen für ein demokratisches, friedliches und weltoffenes Deutschland steht“, hieß es aus Berlin. Nein, Halt: Das war zu einer anderen Zeit, anläßlich einer anderen Begebenheit. Mit diesen Worten hatte Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) eine Aktion der „Identitären Bewegung“ kommentiert. Im August 2016 erklommen einige ihrer Anhänger das Brandenburger Tor und entrollten ein Banner mit der Aufschrift „Sichere Grenzen – Sichere Zukunft“, um gegen die Masseneinwanderung zu demonstrieren.
„Kriegserklärung“, „Schändung“ und „Beschmutzung“
Durch ein weiteres Banner mit Schriftzug und Logo wurde auch die Herkunft der Aktion deutlich. Ein Vorgehen also nach den Grundsätzen politischen Protests und ohne mutwillige Beschädigungen des historischen Wahrzeichens. Nach Aufforderung der Polizei stiegen die Akteure widerstandslos vom Gebäude herunter – wohl wissend, was sie erwarten würde.
Neben einer Strafanzeige war dies auch ein vielfacher medialer und politischer Aufschrei: Von einer „Kriegserklärung der Rechtsextremen“ war da die Rede sowie von „Schändung“ und „Beschmutzung“ des nationalen Wahrzeichens. Beschmutzt worden ist es allerdings erst jetzt, durch die „Letzte Generation“.
Selbst Bundesinnenministerin Faeser kritisierte deren Farbattacke, allerdings weniger aus Sorge um das „Symbol für Freiheit“, als um den Rückhalt für den Klimaschutz. Denn solche Aktionen beschädigten „auch unseren freiheitlichen Diskurs über die wichtigen Themen unserer Zeit und Zukunft“, verlautbarte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) – und meinte damit die im politmedialen Konsens im Grunde schon abgeschlossene Debatte um den menschengemachten Klimawandel. Es sei – in Anlehnung an 1989 – „Zeit für eine politische Wende“, kommentierte die „Letzte Generation“ ihre Farbattacke. Dem kann man nur zustimmen.
Die Lehre der „Jugendbewegungen“
Welchen Stellenwert Kultur, Geschichte und letztlich auch der freiheitliche Diskurs für die radikalen „Klimaschützer“ haben, zeigt sich in zahllosen destruktiven und nervtötenden Aktionen. Doch: Ist es ihnen allein anzulasten? „Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals“, lobte beispielsweise die Historikerin Hedwig Richter, Professorin an der Universität der Bundeswehr in München, den „zivilen Ungehorsam“ der Farbsprüher: Denn die Gebote des Klimaschutzes retteten die Demokratie, indem sie vor Verboten aufgrund der unzweifelhaft eintretenden Klimakatastrophe schützten.
Ein würdiger Gebrauch unseres Nationaldenkmals. Mir fällt momentan kein besserer ein pic.twitter.com/9iY9eI7yus
— Hedwig Richter (@RichterHedwig) September 24, 2023
Vereinfacht gesagt: Wir sollen Freiheiten aufgeben, damit sie uns nicht entzogen werden. Derweil strahlt das ZDF aktuell mit der Serie „Aufgestaut“ eine Dauerwerbesendung zugunsten der Klimakleber aus. Nun gehört zu Zivilcourage auch das Hinterfragen gängiger Narrative. Wie aber schützt sich ein – zumal junger – Mensch gegen massive Indoktrination? Was haben wir eigentlich aus den „Jugendbewegungen“ zweier Diktaturen gelernt? Auch dies könnte ein gewinnbringendes Debattenthema zum Tag der deutschen Einheit sein.
À propos Hinterfragen gängiger Narrative: Inzwischen wäre mancher Bürger froh, hätte die Merkel-Regierung die Grenzen und damit auch die innere Sicherheit des Landes geschützt. Das beweisen die hohen Umfragewerte der AfD, die zunehmend auch von Deutschen mit Migrationshintergrund favorisiert wird: Insbesondere von jenen, die sich hier eine Existenz aufgebaut haben, die sie durch die Politik der Ampelregierung – sei es die fortwährende Masseneinwanderung oder die Wirtschaft wie Privathaushalte gleichermaßen in die Enge treibende Klimapolitik – in Gefahr sehen.
Sandstein ist poröser und durchlässiger
Sandstein ist kein Beton, auf dem man, mehr oder weniger unbeschadet, nach „Olaf“ rufen kann. Sandstein ist poröser, durchlässiger – eigentlich so, wie sich die Etablierten in Politik und Medien Deutschland heute wünschen. Ob die „Letzte Generation“ nun also gegen eine Betonmauer gefahren ist, wird sich noch zeigen: Die zuständige Berliner Immobilienmanagement GmbH will immerhin Schadensersatz gegenüber den Farbsprühern einklagen.
Das ficht die „Aktivisten“ sicher nicht an. Geld ist genug da – dank der US-amerikanischen Stiftung Climate Emergency Funds, die den Klimaklebern bekanntermaßen sogar Gehälter zahlt, sowie der Fördergelder des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima.
Am Tag der Deutschen Einheit sollten wir das Brandenburger Tor als Symbol der überwundenen Teilung feiern. Durch die Reaktionen auf den Farbanschlag der „Letzten Generation“ verdeutlicht es jedoch vielmehr die neu entstandenen Trennlinien innerhalb des Landes, ja Europas.