Mitten im Wahlkampf ist Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in schweres Fahrwasser geraten. Das verdankt sie ZDF-Satiriker Jan Böhmermann. In einer Stellungnahme weist dieser nun alle Vorwürfe von sich. Richtig so, denn Böhmermann kann gar keine Fehler machen. Ab einem gewissen Grad der Selbstüberschätzung gehen Ideologiekrieger stets in den Zustand der Unfehlbarkeit über. Fehler machen stets die anderen, die nicht die feinen Verästelungen der eigenen Genialität nachvollziehen können.
Blicken wir zurück. In seinem Pöbel-Format „Neo Magazin Royale“ vom 7. Oktober 2022 beschuldigte Böhmermann den Chef des Bundesamtes für IT-Sicherheit, Arne Schönbohm, wegen angeblicher Rußland-Kontakte selbst ein Sicherheitsrisiko darzustellen. Später stellten sich die Vorwürfe als völlig haltlos heraus. Danach wird es ein wenig duster. Wie die JF berichtete, telefonierte Faesers Staatssekretärin Juliane Seifert am 6. April und 23. Mai 2022 – also Monate vor der Böhmermann-Folge – zwei Mal mit ihm.
Auf einen Schwindler hereingefallen?
Inhalt der Gespräche? Irgendwie unklar. Jedenfalls schaßte Faeser den Spitzenbeamten im Oktober 2022. Was der erfolgreiche Abschluss einer Schmutzkampagne hätte sein können, wird nun zur Staatsaffäre. Denn Schönbohm wehrte sich. Er drängte auf ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst, damit er überhaupt erst einmal die konkreten Vorwürfe erfahre, die er sonst gar nicht widerlegen könne. Ab da muß wohl Panik im Bundesinnenministerium ausgebrochen sein.
Wie wohl schnell klar wurde, gab es schlechterdings nichts, was Schönbohm hätte vorgeworfen werden können. In der Situation dürfte bei Faeser eine Sicherung durchgeknallt sein. Anders ist nicht zu erklären, wieso sie unter anderem den deutschen Innlandgeheimdienst anwies, belastendes Material gegen Schönbohm zusammenzutragen. Offenbar war der Juristin eine offenbar illegale Aktion lieber, als sich eingestehen zu müssen, daß sie auf einen Hochstapler und Schwindler hereingefallen ist.
Sie hätte gewarnt sein können
Faeser hätte gewarnt sein können. Warum der Fernseh-Pöbler Böhmermann einen gewissen Ruf als „Investigativ-Journalist“ besitzt, liegt vor allem an dem erfolgreichen Sturz der österreichischen Bundesregierung 2019. War er doch an der Bekanntmachung des dubiosen Films beteiligt, der den damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) in einer vermeintlich kompromittierenden Situation zeigte. Später, in der ungeschnittenen Fassung der illegalen Aufnahme, stellte sich heraus, daß Strache nichts vorzuwerfen war.
Damals hatte die Schwindelei noch geklappt. Und auch diesmal wäre alles gut gelaufen, wenn sich das Opfer nicht entschieden gewehrt hätte. Egal, am Ende kann sich Böhmermann wieder die ruinierte Karriere eines Ministers ans Revers heften. Diesmal freilich einer Frau, die so blöd war, auf diesen Scharlatan hereinzufallen. Wir können uns sicher sein, daß er als Psychopath, der er nun einmal sein dürfte, nicht den geringsten Hauch von Bedauern für den weiteren Kollateralschaden seines Geltungsdranges empfindet.
„Ich verstehe wirklich, daß es eine reizvolle Vorstellung ist, zu unterstellen, im ‘ZDF Magazin Royale‘ säßen komplett irre Kettensägenjongleure, die leichtfertig mal eben so was raushauen und anschließend sagen: Haha, sorry, doch nicht, das war doch bloß Blödsinn“, sagte Böhmermann in einem Gespräch mit dem Portal web.de. Natürlich nicht, schließlich sind es nicht ihre Kettensägen. Sie liefern für diese nur das Ziel. „Was danach im Bundesinnenministerium vor sich ging, entzieht sich nun wirklich unserer Verantwortung.“