MÜNCHEN. Die bayerische Staatskanzlei hat 2022 für freie Fotografen rund 180.000 Euro ausgegeben. Darunter sollen knapp 60.000 Euro „für nachgeholte Termine aus den Vorjahren“ sein, zeigt eine Antwort der Staatskanzlei auf eine Anfrage der SPD im bayerischen Landtag, über die die dpa berichtete. Damit zahlte die bayerische Landesregierung unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein Vielfaches von dem, was sie im letzten Regierungsjahr von Horst Seehofer 2017 ausgab. Damals betrugen die Fotografenkosten rund 11.000 Euro.
In Söders ersten Regierungsjahr 2018 lagen die Kosten demnach bei rund 72.000 Euro und 2019 dann bei knapp 102.000 Euro. Wegen der Corona-Einschränkungen 2020 und 2021 gingen die Fotografenkosten mit 36.000 Euro und 48.000 Euro in diesen beiden Jahren deutlich zurück. Bis zum 8. Mai 2023 gab die bayerische Staatskanzlei laut den Angaben in diesem Jahr bereits fast 76.000 Euro aus.
Die Landesregierung begründete die hohen Fotografenkosten für 2022 auch mit der Ernennung von Melanie Huml (CSU) zur Europaministerin: „Diese hatte eine Vielzahl neuer Termine, insbesondere zahlreiche Veranstaltungen und Gespräche sowie internationale Begegnungen und öffentliche Termine wahrzunehmen.“
Bayerns SPD kritisiert Söders Fotografenkosten
Die Vorsitzende der bayerischen SPD, Ronja Endres, kritisierte die „Selbstdarstellung“ des Ministerpräsidenten: „Markus Söder gibt mit rund 220.000 Euro im Jahr 2022 mehr als das Zwanzigfache für Fotografen aus als Horst Seehofer.“ Wie sie mit 220.000 Euro auf knapp 40.000 Euro mehr kommt, als die dpa berichtete, bleibt unklar.
Die Priorität für Markus #Söder ist Söder, nicht #Bayern. Er gibt mit ~ 220.000 € (2022) mehr als das 20fache für Fotos aus als Seehofer. Selbstdarstellung ist ihm wohl wichtiger als bezahlbare #Wohnungen oder #Windkraft in Bayern. #machenstattsödernhttps://t.co/sNjjDbr1PP
— Ronja Endres (@RonjaEndres) August 1, 2023
Die Partei von Söder reagierte auf die Attacke. „Die SPD agiert wieder einmal in ihrer typischen Doppelmoral“, entgegnete der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). „Ihr eigener Bundeskanzler Olaf Scholz hat laut Medienberichten allein im vergangenen Jahr mehr als 500.000 Euro für Fotos ausgegeben. Hinzu kamen weitere 40.000 Euro für Visagisten.“
Nicht nur in Bayern beschäftigt das Thema die Politik. Bereits im Dezember 2022 geriet Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für ihre teure Stylistin mit einer monatlichen Pauschale von 7.500 Euro in die Kritik. Das Bundeskanzleramt zahlte Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) auch nach dem Ende ihrer politischen Laufbahn über Steuermittel eine Visagistin. Berlins Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sowie die bis April Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben im vergangenen Jahr Zehntausende Euro Steuergeld ausgegeben, um vor der Kamera ein gutes Bild abzugeben. (ca)