BERLIN. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien hat einen Tweet von Jan Böhmermann über ihre Partei scharf kritisiert. Dieser sei „widerlich und unentschuldbar“, schrieb sie auf der Plattform.
Was @janboehm da macht ist widerlich und unentschuldbar ggü. @_FriedrichMerz und unserer @CDU .Schlimmer noch ist die Verharmlosung der Nazis und die schleichende „Nazifizierung“ von allem, was politisch nicht passt. Das spaltet Gesellschaft und betreibt das Geschäft der Nazis.
— Karin Prien (@PrienKarin) July 25, 2023
Der Satiriker hatte am Montag geätzt: „Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten.“ Er bezog sich damit auf eine Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz, der von seiner Partei als eine „Alternative für Deutschland mit Substanz“ gesprochen hatte. Böhmermann bezeichnete in seinem Tweet die CDU als „Nazis mit Substanz“, die AfD schlicht als „Nazis“.
Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten. pic.twitter.com/3xVQqRhmSf
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) July 23, 2023
Schlimmer als die Herabwürdigung von Merz und anderen Christdemokraten sei die „Verharmlosung der Nazis und die schleichende ‘Nazifizierung’ von allem, was politisch nicht paßt“, empörte sich Prien, die jüdischer Herkunft ist. „Das spaltet die Gesellschaft und betreibt das Geschäft der Nazis.“
Martin Wagener: ZDF sollte Zusammenarbeit mit Böhmermann beenden
Eine Flut von entsetzten Kommentaren unter Böhmermanns Beitrag, der immer noch abrufbar ist, zeugt von der Fassungslosigkeit zahlreicher Nutzer. „Wer jeden, der nicht die gleiche politische Ausrichtung hat, als Nazi beschimpft, zeigt nicht nur, daß er absolut unfähig ist einen Diskurs zu führen, sondern was noch viel schlimmer ist, er verharmlost dadurch auch die schrecklichen Verbrechen der Nazis (z.B. den Holocaust)“, lautete ein Einwand. „Ziemlich dumm deine Aussage. Fast jede Partei agiert schon zusammen mit der AfD auf der kommunalen Ebene“, ein anderer.
Auch der Politikwissenschaftler Martin Wagener schaltete sich in die Debatte ein. „Solche Beleidigungen können kaum mit der Freiheit der Kunst gerechtfertigt werden. Das ZDF sollte ein Zeichen setzen und die Zusammenarbeit beenden. Vielleicht denkt Böhmermann auch einmal darüber nach, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, schlug er vor. (zit)