STOCKHOLM. Die schwedischen Behörden haben eine Koranverbrennung in Stockholm vor einer Moschee genehmigt. „Die Sicherheitsrisiken, die wir im Zusammenhang mit einer Koranverbrennung sehen, sind nicht von solcher Art, daß wir sie nach geltendem Recht verbieten können“, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch morgen der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet.
Die Koranverbrennung werde noch am Mittwoch mittag direkt vor der Zayed bin Sultan Al Nahyans Moschee im Stockholmer Stadtteil Södermalm stattfinden. Eine nicht näher bekannte Privatperson hatte sie angemeldet. Anlaß ist das islamische Opferfest Eid ul-Adha, das traditionell auf dem Höhepunkt der Wallfahrt Haddsch gefeiert wird. Deshalb werden Tausende Moslems in der größten Moschee Stockholms erwartet.
Imam zur Koranverbrennung: „Das ist barbarisch und grausam
Die schwedische Polizei warnte, die Koranverbrennung könne zu Unruhen im Land führen. Dem Fernsehsender TV4 zufolge wurden daher Beamte von überall in Schweden nach Stockholm verlegt. Formell hatten die Behörden ein Verbot von Brandmitteln bei der Demonstration erlassen. „Viele Leute wundern sich, aber der Verfassungsschutz hat Vorrang vor dem Feuerverbot“, erläuterte die Polizei laut dem schwedischen Aftonbladet.
Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson (Konservative) kritisierte die Koranverbrennung. „Nur weil es legal ist, halte ich es nicht für angemessen.“ Auf Anfrage von TV4, ob sich die Aktion auf den Nato-Beitritt auswirke, wollte er sich zunächst nicht direkt äußern. „Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, Schweden so schnell wie möglich in die Nato zu bringen“, betonte er. Es müsse endlich darüber nachgedacht werden, was im Moment das Beste für Schweden sei. „Es fällt mir schwer zu verstehen, warum Menschen beleidigen wollen.“
Imam zur Koranverbrennung: „Das ist barbarisch und grausam“
Auch der Imam der betroffenen, größten Moschee Stockholms, Mahmoud Khalfi, äußerte Bedauern über die Entscheidung, vor seinem Gotteshaus einen Koran anzuzünden. „Es ist unglaublich, es ist schwer zu verstehen“, betonte er bei TV4. Er erwarte an die 2.000 Gläubige, die sich zum Gebet einfinden werden. Auch der Imam drückte seine Sorge vor Ausschreitungen aus. „Schweden hat das schöne Image eines toleranten Landes, das sich für Menschenrechte und Religionsfreiheit einsetzt, aber es wird durch solche Dinge beschädigt. Das ist barbarisch und grausam“, unterstrich der Prediger.
Im Frühjahr bereits hatte eine Koranverbrennung zu Krawallen im gesamten Land und diplomatischen Verstimmungen zwischen Schweden und der Türkei geführt. Bei den Ausschreitungen wurden damals fast 30 Polizisten verletzt. Außerdem stellte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Nato-Beitritt des skandinavischen Landes infrage. Schweden wartet nach wie vor auf ein türkischen „Ja“ zur Aufnahme ins Militärbündnis. (fw)