BERLIN. Die DDR-Dissidentin Ulrike Poppe hat zu mehr Toleranz in öffentlichen Debatten aufgerufen. „In einem freien Meinungsstreit muß man es aushalten, kritisiert zu werden“, mahnte die Bürgerrechtlerin am Donnerstag in der Welt. Sich mit gegensätzlichen Meinungen auseinanderzusetzen helfe einem auch selbst, seine Positionen zu überprüfen.
„Ich werde mich immer dafür einsetzen, daß auch meine politischen Gegner ihre Meinungen öffentlich äußern dürfen, auch wenn ich sie für falsch, dumm oder absurd halte.“ Ausnahmen seien für sie Volksverhetzung, Rassismus oder persönliche Beleidigung. Es sei wichtig, daß die Demokratie in Deutschland lebendig bleibe. „Sie lebt von Beteiligung und daß Menschen sie immer wieder verteidigen. Dafür braucht man Vertrauen in die Politik“, betonte sie.
Poppe kämpfte gegen die Frauenwehrpflicht in der DDR
Die Rostockerin Poppe gründete 1982 in Ost-Berlin das Netzwerk „Frauen für den Frieden“, das sich seinerzeit an der internationalen Friedensbewegung beteiligte. Zusammen mit anderen Oppositionellen wie Bärbel Bohley und Katja Havemann engagierte sie sich unter anderem gegen die Frauenwehrpflicht in der DDR.
1983 wurde sie wegen des „Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung“ verhaftet und für sechs Wochen im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen festgehalten. In der Wendezeit half sie dabei, die Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ zu gründen und gehörte zu den Erstunterzeichners des Aufrufs „Für unser Land“. Von 2010 bis 2017 war sie Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur. (fw)