BERLIN. Die Initiative „Floskelwolke“ hat den Begriff „Freiheit“ mit dem Negativpreis „Floskel des Jahres“ ausgezeichnet. Dieser werde „entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern“, begründete die aus zwei Personen bestehende Jury ihre Entscheidung. Besagte „Egoisten“ verkehrten die Prinzipien des solidarischen Sozialstaats ins Gegenteil und ließen den Freiheitsbegriff „zur Floskel verkommen“.
🏆 #FloskelDesJahres 2022 🏆
Platz 1: #Freiheit
Platz 2: #Sozialtourismus
Platz 3: #technologieoffen
Platz 4: #Klimakleber
Platz 5: #DoppelWummsDie Begründungen zu den einzelnen Begriffen und die Details zum Negativpreis der @Floskelwolke finden Sie im nachfolgenden Thread. ↓ pic.twitter.com/Zv15Cl9nnJ
— Floskelwolke (@Floskelwolke) January 1, 2023
Den zweiten Platz des Negativpreises erhielt der Begriff „Sozialtourismus“. Dieser suggeriert laut der Initiative, daß Einwanderer vor allem wegen Sozialleistungen kämen, schrieb das Team der „Floskelwolke“ mit Blick auf die Entscheidung. „Rechtslastiger Populismus“ habe bei der Union Tradition, hieße es weiter als Anspielung auf eine Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz zum Thema „Sozialtourismus“.
Kritik an der Entscheidung kam unter anderem von Justizminister Marco Buschmann (FDP). Wer Freiheit zur „Floskel des Jahres“ erkläre, habe nicht verstanden, wofür die Menschen in der Ukraine oder im Iran ihr Leben riskierten und was der Grundwert der Verfassung sei. Es handle sich bei dem Begriff nicht um eine Floskel, sondern das Gebot der Stunde, schrieb er auf Twitter.
Wer #Freiheit zur #FloskeldesJahres erklärt, hat nicht verstanden, wofür die Menschen in der #Ukraine oder im #Iran ihr Leben riskieren und was der Grundwert unserer Verfassung ist.
Freiheit ist nicht die Floskel des Jahres, sondern das Gebot der Stunde.
— Marco Buschmann (@MarcoBuschmann) January 1, 2023
„Menschen kämpfen und sterben für ihre Freiheit“
Buschmanns Parteikollege Volker Wissing kritisierte die Entscheidung ebenfalls. Während in Deutschland einige Freiheit zur „Floskel des Jahres“ küren wollen, kämpften und sterben in der Ukraine Menschen für selbige, monierte er. Auch aus der Medienbranche gab es Kritik an dem Negativpreis. Welt-Journalistin Anna Schneider schrieb mit Blick auf die Wahl, mehr müsse man über die deutsche Gemütslage nicht wissen.
Insgesamt wurden laut Angaben der Initiative mehr als 70 Begriffe und Formulierungen eingereicht. Darunter fanden sich auch Wortschöpfungen wie „Klima-Kleber“ und „Doppelwums“. Im vergangenen Jahr war „Eigenverantwortung“ die „Floskel des Jahres“, 2020 war es der Begriff „Einzelfälle“. Die „Floskelwolke“ wurde im August 2014 gegründet. Selbsterklärtes Ziel ist es, dem Mediengewerbe den Spiegel vorzuhalten. (st)