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Jahreswechsel: Alles auf Anfang

Jahreswechsel: Alles auf Anfang

Jahreswechsel: Alles auf Anfang

Die Sonne steht zur Wintersonnenwende kurz vor Weihnachten über dem Gebirge.
Die Sonne steht zur Wintersonnenwende kurz vor Weihnachten über dem Gebirge.
Wintersonnenwende, Weihnachten, Jahreswechsel: Es ist die Zeit, Bilanz zu ziehen Foto: picture alliance / Martin Huber / picturedesk.com | Martin Huber
Jahreswechsel
 

Alles auf Anfang

Der Jahreswechsel naht und damit der Anfang des neuen Jahres. Zur Weihnachtszeit ist die Gelegenheit, zu reflektieren. Wir kehren ein und begegnen dem Sinn des Lebens. Ein Streiflicht von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Ich kann es nicht abschütteln. Mir sitzt auch heute noch die schwierige Anfangszeit dieser Zeitung in den Knochen. Vor dreißig Jahren fiel übrigens die Entscheidung, aus der JF eine Wochenzeitung zu machen. Wir verließen das beschauliche südbadische Freiburg im Breisgau und zogen in die Hauptstadt. Was auch heute noch immer wiederkehrt, ist das „Wir haben es überstanden“-Gefühl, wenn es auf Weihnachten zugeht.

In den ersten Jahren stand nämlich regelmäßig zum Ende die schiere Zahlungsfähigkeit des Verlags auf dem Spiel. Gleichzeitig gab es massivste Attacken auf die Redaktion. Es ging um die nackte Rettung des JF-Projekts. Deshalb auch jetzt immer noch vor Weihnachten diese besondere Stimmung: Erleichterung und Dank.

Es geht wohl jedem so, daß sich nun ein Kreis schließt. Wir räumen den Kalender aus. Ich führe keinen digitalen, sondern immer noch einen auf Papier. Von einem Freund habe ich vor fünfzehn Jahren die Angewohnheit übernommen, dem engsten Familien- und Bekanntenkreis einen Weihnachtsrundbrief zu schreiben. Damit ziehe ich ein Resümee. Fotos werden sortiert. Was ist nicht alles passiert! Einerseits rast die Zeit, andererseits erscheint manches, was vor einem Jahr geschah, ewig her.

Zu Weihnachten schließt sich der Kreis

Mit der Bürotür, die sich ein letztes Mal hinter uns schließt, wird auch einiges beerdigt, was belastete. Sicher nicht alles. Wie die Sonne, die sich in unseren Augen mit ihrer Winterwende auf den Weg zurückbegibt zu neuem Licht und die Tage wieder länger werden läßt, so schlagen wir in unserem Buch ein neues Kapitel auf. „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“, wie es der vor 80 Jahren gestorbene große evangelische Dichter Jochen Klepper in seinem Weihnachtslied ausdrückt.

Wir kehren im doppelten Sinne ein. Wir kommen nach Hause, an unseren Nullpunkt. Wer kann, kommt mit seiner engsten Familie zusammen. Wir pochen auf die liebgewonnenen Rituale, das Leben soll sich im Kreis drehen. Hier begegnen wir dem Sinn unseres Lebens. Haben wir erreicht, was wir wollten? Oder haben wir uns übernommen? Uns wirklich auf die wichtigen Dinge konzentriert oder uns von zu vielem unnötig ablenken lassen? Wir haken es ab.

Dank an die idealistische Leserschaft

In den letzten Tagen hat mich besonders viel Post von Lesern erreicht, die uns Mut zusprechen, Kurs zu halten. Es ist wichtig, zu hören, daß unsere Zeitung gebraucht wird. Als Reflexionsraum, als Nachrichtenmedium, als ermutigender Sammlungspunkt für unabhängige, widerständige Köpfe.

Wir haben einen Auftrag. Dem werden wir auch im neuen Jahr nachkommen. Dank einer großen idealistischen Leserschaft werden wir dies unerschrocken und mit Zuversicht angehen können. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

JF 52/22

Wintersonnenwende, Weihnachten, Jahreswechsel: Es ist die Zeit, Bilanz zu ziehen Foto: picture alliance / Martin Huber / picturedesk.com | Martin Huber
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