BERLIN. Eine Studie des Robert-Koch-Institutes (RKI) und des Deutschen Jugendinstituts ist jetzt zu dem Ergebnis gekommen, daß die Kita-Schließungen in der Corona-Zeit falsch gewesen sind. Diese hatten viele Familien in große Nöte gebracht und schweren Belastungen ausgesetzt.
Gesundheitsminister Karl-Lauterbach (SPD) war bei der Vorstellung der Evaluation gezwungen, diesen schweren Irrtum öffentlich zuzugeben. Doch gleichzeitig weist er emotionslos jede Verantwortung zurück und verwahrt sich gegen Schuldzuweisungen.
Laut der Studie waren Kindergärten keine Pandemie-Treiber. Im Gegenteil: Die Inzidenzen der Kita-Kinder seien mit 9,6 Prozent fünfmal niedriger gewesen als in Familien, muß der Minister einräumen. Außerdem lag die Zahl der Fälle auch unter denen der Grundschüler und Jugendlichen.
Lauterbach tut nichts leid
Die hochoffiziellen Erkenntnisse – das RKI ist eine dem Gesundheitsministerium unterstellte Behörde – geben nun den Maßnahmen-Kritikern, die seinerzeit als „Verschwörungs-Ideologen“ und „Corona-Leugner“ diffamiert wurden, im Nachhinein Recht. Davon sagte Lauterbach indes kein Wort. Er räumte lediglich ein: „Mit dem Wissen und den Erkenntnissen von heute können wir sagen, daß die Kita-Schließungen zu Beginn der Pandemie medizinisch nicht angemessen und in dem Umfang, wie wir es damals gemacht haben, nicht nötig gewesen wären.“
Lauterbach ruft auf Twitter beinahe täglich nach neuen Einschränkungen, um die angebliche „Herbst-Welle“ zu bekämpfen. Von einem erneuten Kita-Lockdown muß er nun aber Abschied nehmen: „Es wird keine Schließungen dieser Art mehr geben.“ Dabei war dies längst nicht die einzige Maßnahme, die sich gegen Kinder richtete: Spielplätze ließ die Regierung absperren; auf rodelnde Kinder und deren Eltern mußten Polizisten Jagd machen.
Doch Lauterbach sieht keinen Grund, um Entschuldigung zu bitten. Als ein Journalist ihn auf der Veranstaltung fragt, ob ihm die damaligen Fehlentscheidung leid tue, reagiert er abwehrend und keinesfalls mitfühlend: „Ich halte nichts von Schuldzuweisungen. Man muß immer der Wissenschaft folgen und das, was neu ist, nutzen, um nach vorn zu gehen.“ Dabei verschwieg, daß längst nicht alle Wissenschaftler solch harte Corona-Maßnahmen befürworteten. Doch kritische Stimmen wurden damals weder von der Politik noch von den Medien gehört. (fh)