BERLIN. Der Streßtest zur Versorgungssicherheit der Atomkraftwerke hat ergeben, daß mindestens zwei von drei Meilern auch über das Jahresende hinaus am Netz bleiben könnten. Das berichtet das Handelsblatt. Derweil gibt es selbst unter den Grünen-Wählern bei der bevorstehenden Landtagswahl in Niedersachsen keine Mehrheit mehr für den baldigen Atomausstieg.
Den Streßtest hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Auftrag gegeben. Die vier Betreiber der Stromübertragungsnetze, 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW, erstellten ihn. Laut den Ergebnissen spricht offenbar alles dafür, zwei der drei noch aktiven Meiler nicht in vier Monaten abzuschalten. Es geht um die AKW „Isar 2“ und „Neckarwestheim 2“.
Letztlich bleibt es eine politische Entscheidung, die Habeck treffen muß. Spricht er sich für die Versorgungssicherheit oder trotz der größten Energiekrise des Jahrhunderts für die traditionsreiche Partei-Parole „Atomkraft? Nein, danke“ aus? Entsprechend vorsichtig reagierte das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage: „Es gibt kein finales Streßtest-Ergebnis; somit gibt es auch keine Schlußfolgerungen.“
Große Mehrheit für Weiterbetrieb
Inzwischen findet sich selbst unter den Grünen-Anhängern keine Mehrheit mehr dafür, am einst von der CDU/CSU-FDP-Bundesregierung unter Angela Merkel beschlossenen Atomausstieg festzuhalten.
In der aktuellen Umfrage von infratest dimap zur Niedersachsen-Wahl am 9. Oktober sprachen sich 40 Prozent von ihnen dafür aus, die Kernkraft „mindestens zeitweise“ weiter zu nutzen. Für eine langfristige Weiternutzung sind 14 Prozent der Grünen. Die Abschaltung der Atomkraftwerke zum Jahresende wollen 45 Prozent.
Unter allen Wählern sind nur noch 20 Prozent dafür, am Atomausstieg zum Jahresende festzuhalten. 42 Prozent unterstützen stattdessen eine befristete Laufzeitverlängerung um einige Monate, den sogenannten Streckbetrieb. 35 Prozent sind für eine langfristige Nutzung der Atomenergie in Deutschland.
Laut der Umfrage könnte eine rot-grüne Regierung die jetzige Große Koalition in Niedersachsen ablösen. SPD (31 Prozent) und Grüne (19) hätten eine Mehrheit. Die CDU kommt auf 27, die AfD auf 7, die FDP auf 6 und die Linke auf drei Prozent. (fh)