Mit „Kontrafunk“ startete gerade ein neues ambitioniertes Medienprojekt. Burkhard Müller-Ullrich, erfahrener Journalist des öffentlich-rechtlichen Radios, ist der Schöpfer dieses nonkonformen Formats. Durch „Crowdfunding“ sammelte er über eine Million Euro, um den Start seines Internetsenders mit 20 Redakteuren für ein Jahr Betrieb vorzufinanzieren.
Trotz technischer Probleme realisierte er den Start wie geplant zum 21. Juni. Er sei eben eher der „Mit dem Kopf durch die Wand“-Typ, umschreibt Müller-Ullrich seinen Sprung ins Ungewisse. Mir kommt das sehr bekannt vor. Es erinnert mich an den chaotischen Wochenzeitungsstart der JUNGEN FREIHEIT vom 21. Januar 1994.
Auch die JF war auf den Idealismus ihrer Leser angewiesen, um unser Projekt zu realisieren. Bis heute steuerten 300 Gesellschafter im Rahmen unserer Kommanditgesellschaft 3,2 Millionen Euro und 8.000 Förderer der „Freunde der JF“ über zehn Millionen Euro für Auf- und Ausbau der JF bei. Eine beispiellose Bürgerinitiative.
Neue Medien preschen vor
Gegenüber stehen solchen alternativen Medienprojekten ein öffentlich-rechtlicher Mega-Komplex, der aktuell mit jährlich neun Milliarden Euro Zwangsgebühren gestützt und eng verquickt mit den etablierten politischen Parteien den Markt von Fernsehen und Radio beherrscht. Die eigentlich als Korrektiv fungierenden privatwirtschaftlichen Großverlage verlieren dabei immer mehr die Distanz und Kontrollfunktion. Verlegerverbände fordern stattdessen angesichts der Wirtschaftskrise eine staatliche Presseförderung. Ein Ansinnen, zu dem wir klar nein sagen müssen! Wir wollen keinen Cent vom Staat – er soll sich aus Medien und Pressefreiheit gefälligst heraushalten!
Indes ist auch die JUNGE FREIHEIT von den seit einem halben Jahr explodierenden Papierpreisen hart betroffen. Erhöhungen um 133 Prozent seit Jahresbeginn reißen ein Loch von rund 130.000 Euro. Wir sind deshalb zum 1. Juli zu einer außerplanmäßigen Preiserhöhung um knapp zwei Prozent gezwungen, für die wir herzlich um Verständnis bitten!
Daß sich trotz Krise neue Medien an den Start wagen, ist ein mutmachendes Signal. Laßt tausend Blumen blühen! Mit Vielfalt gegen die Einfalt besonders der öffentlich-rechtlichen Sender. Die JF sendet ihre JF-TV-Beiträge seit kurzem nicht nur über Youtube, sondern auch als Podcast über die gängigen Plattformen. Daß die Bibliothek des Konservatismus zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Eröffnung gerade mit zwei Podcast-Formaten an den Start geht, ist ein erfreuliches Zeichen, wieviel in Bewegung ist!
27/22