LONDON. Der Chef des britischen Generalstabs, General Sir Mark Carleton-Smith, hat große Teile der Armee dazu verpflichtet, am kommenden Dienstag über „Inklusion“ nachzudenken. Zehntausende Soldaten seien dazu aufgerufen, über sechs Stunden lang an Vorträgen und Gesprächsrunden teilzunehmen.
Der General wolle die „taktische Pause“ mit einer Rede über „Kultur und Inklusivität“ eröffnen. „Wir sind keine woke Armee. Wir setzen uns nur mit unakzeptablen Verhaltensweisen in der Truppe auseinander“, verteidigte ein Armeesprecher am Mittwoch der Daily Mail gegenüber die Idee. „Die Armee befindet sich auf eine Reise. Ein Kulturwechsel braucht Zeit und das gehört zu dieser Reise dazu.“
Kritiker sprechen von „Nabelschau und Prahlerei“
Der Publizist und Oberst a.D., Richard Kemp, kritisierte die Pläne und sprach der Boulevardzeitung The Sunzufolge von „Nabelschau und Prahlerei“. Generalmajor Paul Griffiths widersprach den Einwänden. „Die Kultur der britischen Armee fußt auf festen Wertevorstellungen, hohen Standards und der Gewißheit, in einer schlagkräftigen Mannschaft zu kämpfen“, unterstrich er.
Wie jede andere Berufsgruppe auch, bemühten sich die Streitkräfte unablässig, bessere und stärkere Verbände aufzustellen. „Am 8. Februar wird die Armee alle nicht zwingend notwendigen Tätigkeiten unterbrechen und sich auf die Ideen und Veränderungen konzentrieren, die wir alle in unserer Truppe sehen wollen.“ Laufende Operationen würden selbstverständlich fortgesetzt, ließ der Offizier wissen.
Das Ansehen der britischen Streitkräfte wird seit längerer Zeit von Skandalen getrübt. Zuletzt wurde der Leichnam einer Kenianerin gefunden, die ein Soldat 2012 umgebracht und dann in einen Tank geworfen hatte. Wenige Monate zuvor mußte ein Ausbilder ins Gefängnis, nachdem er eine Rekrutin sexuell mißbraucht hatte. (fw)