In den USA gehen die Anhänger der vor allem universitär geprägten „Woke-Culture“ allen, die einfach nur ganz normal in Frieden ihr Leben leben wollen, ohne sich ständig belehren zu lassen, schon lange auf den Geist. Inzwischen hat die Kultur der verwöhnten Oberschichtkinder und dauerbeleidigten Nervensägen auch in Europa Fuß gefaßt.
Vor allem Deutschland ist wieder ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, aus dem Land, das viele sonst zutiefst verabscheuen, ausgerechnet die dümmlichsten kulturellen Errungenschaften zu übernehmen und auf die Spitze zu treiben. Alte Filme werden auf vermeintlich rassistische Szenen gescannt und im Zweifel mit Warnhinweisen versehen, literarische Klassiker werden politisch korrekt umgeschrieben, Kunstwerke werden aus der Öffentlichkeit verbannt, da sich irgendwer beleidigt fühlen könnte. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Im Grunde kann man sagen: Alles, was nicht ins Bild der kulturmarxistischen Moral-Taliban paßt, soll ausgelöscht werden. Eine „persönlich betroffene Person“, hinter der sich die Krieger der sozialen Gerechtigkeit versammeln können, braucht es dazu nicht unbedingt.
Auch unseren Sprachgebrauch will die Erb-Elite aus den Nobelvierteln der deutschen Groß- und Universitätsstädte gemäß ihrer autoritär-progressiven Ideologie vollkommen neu regeln. Vor allem unsere Speisepläne scheinen es den Missionaren der neuen Erweckungsreligion angetan zu haben. Das schokoladenüberzogene Sahneschaumbällchen auf dem Waffelboden soll nicht mehr Negerkuß oder Mohrenkopf heißen, das Zigeunerschnitzel darf nur noch ein Paprikaschnitzel sein und selbst auf den ersten Blick völlig neutrale Produktbezeichnungen sind den „Rich Kids“ mit dem kulturevolutionären Mao-Komplex ein Dorn im Auge.
Das „Woke“-Monster wird niemals satt
Der Süßwarenhersteller Bahlsen beugte sich der Wut aus dem Internet und benannte seine „Afrika“-Kekse nach knapp 70 Jahren in „Perpetum“ um. Das Wort ist zwar deutlich weniger einprägsam, stammt aber immerhin vom lateinischen Wort „perpetuum“ für „immerwährend, ewig“ ab, womit die Marketing-Abteilung des Konzerns zumindest einen gewissen Sinn für Ironie gegenüber den modernen Hexenhammer- und Nazikeulenschwingern bewies.
Das Monster namens „Woke Culture“ wird jedoch niemals satt. Im Gegenteil. Jeder Etappenerfolg auf dem Weg zur totalen politischen Korrektheit macht es nur noch hungriger; und es hat schon wieder Witterung aufgenommen. Das Wort, nach dessen Eliminierung es sich aktuell die Lefzen wetzt, ist „Curry“. Daß dieses im westlichen Sprachgebrauch oft als Überbezeichnung für asiatische Gerichte verwendet wird, sei nicht in Ordnung – finden die „Woke“-Kulturellen. Daß dies auch so ist, weil es vor allem von asiatischen Restaurant-Betreibern in dieser übergeordneten Art und Weise für ihre Speisen verwendet wird, spielt für die Internationalisten aus dem Netz dabei keine Rolle.
Den Anstoß zum neuesten Stürmchen der Empörung gaben ein paar asiatischstämmige Food-Bloggerinnen aus den USA, die den selbsternannten weißen Rittern des Westens als offizielle Sprecherinnen einer ganzen Rasse oder Kultur dienen, in deren Namen sie von nun an kämpfen wollen, bis ihnen und „ihrem Volk“ endlich Gerechtigkeit widerfahren ist. Die Faustformel der „Woke“ Culture heißt: Egal wie viele Betroffene sich nicht beleidigt fühlen; der Beleidigte hat immer recht!
Canceln ist immer gut
Die Instagram-Food-Bloggerin Nisha Vedi Pawar klagte gegenüber NBC Asian America: Sie höre oft Aussagen wie: „Euer Essen muß sehr scharf sein. Es stinkt bestimmt ganz schön.“ Vor allem aber störe sie sich, wie sie betont, an der üblichen Bezeichnung der asiatischen Gerichte: „Sie nennen es Curry. Und ich denke mir: Was zum Teufel soll Curry überhaupt sein?“ Laut der angefressenen Food-Bloggerin gibt es kein Gericht, das man einfach so pauschal als Curry bezeichnen könnte.
„Curry sollte nicht das Einzige sein, woran man denkt, wenn man über südasiatisches Essen redet“, sagt auch Chaheti Bansal, die ebenfalls über ein Instagram-Konto verfügt und ihre Kochvideos online stellt. Bansal veröffentlichte in der Vergangenheit ein Rezept-Video, in dem sie dazu aufrief, „das Wort Curry zu canceln“.
Canceln ist immer gut, dachte sich die urbane junge Community und machte den Clip zu einem Internet-Hit. Das Video wurde mehr als 3,6 Millionen Mal aufgerufen, nachdem es von der „Tasty“-Seite der Online-Plattform BuzzFeed erneut veröffentlicht worden war.
Auch ein moralinsaurer Verweis auf den Kolonialismus durfte natürlich nicht fehlen, ist dieser doch Sahnehäubchen und ultimativer Geschmacksverstärker für jede „Woke“-Suppe. Die pauschale Bezeichnung „Curry“, so glaubt Chaheti Bansal, sei wohl vor allem auf „Kolonialherren-Bequemlichkeit“ zurückzuführen. Ob das wirklich so stimmt, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht ganz genau. Daß sie mit ihrem Luxusgejammer aber genau den Zeitgeist und Geschmack der dekadenten und von Selbsthaß zerfressenen jungen Generation des Westens trifft, dürfte dem Internet-Klickprofi dafür um so bewußter gewesen sein.