Die geplante Entschuldigung der Bundesregierung für die Niederschlagung der Aufstände in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia, gerät zu einer bizarren Posse. Grund ist mal wieder das liebe Geld. Nachdem Außenminister Heiko Maas (SPD) vergangene Woche ankündigte, Deutschland werde „als Geste der Anerkennung des unermeßlichen Leids“ 1,1 Milliarden Euro als Entwicklungshilfe an Namibia zahlen, weckte das Begehrlichkeiten in dem afrikanischen Land.
Zunächst lehnten einige Verbände der Herero-Volksgruppe die angebotene Summe als „Beleidigung“ ab. Nun verkündeten sie, was sie für einen angemessenen Betrag halten: Umgerechnet 477 Milliarden Euro sollen sie laut Bild-Zeitung verlangen.
Zur Einordnung: Das Bruttoinlandsprodukt von Namibia lag 2019 bei knapp zehn Milliarden Euro. Umgerechnet auf die rund 70.000 Herero und Nama, die während der Aufstände zwischen 1904 und 1908 ums Leben kamen, wären das pro Toten 6,8 Millionen Euro, wenn die geforderte Summe gezählt wurde.
Herero setzen auf den Rassismus-Joker
Ein Blick auf die Verhältnisse in Namibia offenbart ein Geflecht von Stämmen und Königshäusern, von denen jeder nicht nur ein Stück Kuchen, sondern am liebsten eine eigene Torte aus Deutschland haben will. Zwar hatte Maas bei der Ankündigung der geplanten Zahlung betont, daraus leiteten sich keine rechtlichen Ansprüche auf Entschädigungen ab, dumm nur, daß das die Häuptlinge nicht interessiert.
Schon wird von einzelnen Stammesführern die abgegriffene Rassismuskarte als Joker gespielt. Sie versuchen im Poker um Zahlungen der ehemaligen Kolonialmacht den moralischen Druck zu erhöhen.
Das Casino hat geöffnet
Blickt man auf das Verhalten der deutschen Diplomatie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, die ständig mit Schuldbekenntnissen und der Betonung der hohen moralischen Ansprüche an sich selbst durch die Welt schritt, verwundert das dreiste Vorgehen der Afrikaner nicht. Womöglich glauben sie selbst nicht daran, auch nur annähernd diesen Betrag zu bekommen. Doch sie treiben den Preis hoch und setzten die Bundesregierung unter Druck. Auch in den anderen Ex-Kolonien des Deutschen Reiches wird man interessiert verfolgen, wie viel Geld sich so unter Umständen machen läßt.
Das Entschädigungs-Casino hat geöffnet. Beim Zocken gibt es keine Grenzen. Trostpreise garantiert. Die Bank zahlt.