DÜSSELDORF. Der Philologenverband Nordrhein-Westfalens hat der Forderung nach einem Freiversuch für Abiturienten eine Absage erteilt. „Es könnte dann passieren, daß das NRW-Abitur bundesweit nicht mehr anerkannt wird“, warnte Verbandschefin Sabine Mistler am Dienstag in der Rheinischen Post. Einige Bundesländer hätten bereits mit den Abitur-Prüfungen begonnen.
Zudem berge eine solche Freischuß-Regelung terminliche Probleme: „Im Herbst müssen sich die Schüler ja bereits an den Universitäten einschreiben.“ Deswegen sollten statt dessen nach Ansicht Mistlers alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, den Schülern eine größere Auswahl an Abituraufgaben zu bieten, um diese so zu entlasten.
Die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag hatte sich angesichts der Corona-Maßnahmen und deren Auswirkungen auf den Schulunterricht für einen „Freischuß“ bei den anstehenden Abiturprüfungen in diesem Jahr ausgesprochen. So könne man kurzfristig den Druck von den Schülern nehmen, „gerade in der jetzigen Situation, wo viele Jugendliche sehr nervös sind“, sagte der stellvertretende Fraktionschef Jochen Ott am Montag in Düsseldorf laut Nachrichtenagentur dpa.
SPD lehnt Durchschnittsnoten-Abi ab
Der Bildungsexperte der Fraktion schlug daher vor, für Herbst einen „zweiten Prüfungskreislauf“ anzubieten. Dann könne jeder, der mit seiner Note vom ersten Versuch nicht zufrieden sei, seine Abiturprüfungen wiederholen.
Überlegungen, die Abiturprüfungen in diesem Jahr ganz zu streichen und die Abschlüsse an Hand von Durchschnittsnoten zu ermitteln, lehnte Ott hingegen ab. Es stelle sich die Frage, ob die Abiturienten angesichts der coronabedingten Ausfälle bei den Halbjahresnoten „zeigen konnten, was sie drauf haben“. Deshalb wäre es für viele von ihnen vermutlich eher von Vorteil, wenn sie die Prüfungen machen könnten. (krk)