BERLIN. Der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, hat einen „verengten Diskurskorridor“ an Universitäten beklagt. Themen wie „Gendergerechtigkeit“, die Flüchtlingsproblematik, Klimawandel und Corona müßten Gehör finden. Eine Offenheit für andere Ansichten sei Teil der Bildungseinrichtungen. Populisten und Verfassungsfeinde hätten dort aber keinen Platz, sagte Kempen am Dienstag dem Deutschlandfunk.
Er habe schon öfter erlebt, wie bestimmte Themen tabuisiert würden. Wissenschaft sei aber kein Mainstream, in dem man sich lauwarm die Hände wasche, sondern ein reißender Strom.
Der Bonner Soziologe Rudolf Stichweh äußerte im WDR, die wissenschaftliche Kultur in Deutschland tendiere aufgrund der NS-Vergangenheit stärker zum liberalen und linken Rand des Spektrums. Beim Diskurs um deutsche Hochschulen müsse es zudem nicht um Meinungs-, sondern um Wissenschaftsfreiheit gehen. Universitäten seien kein Ort der politischen Weltanschauung, sondern der Lehre.
Linke Studenten verhindern immer wieder Vorlesungen
Die JUNGE FREIHEIT hatte in der Vergangenheit immer wieder darüber berichtet, wie Dozenten daran gehindert wurden, ihre Vorlesungen zu halten. Beispielsweise störten linke Studentengruppen Lehrveranstaltungen des Berliner Historikers Jörg Baberowski, des Hamburger Wirtschaftswissenschaftlers Bernd Lucke, des Kasseler Biologen Ulrich Kutschera und des Wiener Historikers Lothar Höbelt.
Das Kölner Landgericht hatte 2017 entschieden, daß Studenten Baberowski nicht als Rassist aber als „rechtsradikal“ bezeichnen dürfen. Der Asta der Universität Bremen hatte ihn verunglimpft, nachdem er sich kritisch über Masseneinwanderung geäußert hatte.
Auch der Cicero widmete sich im Juni 2019 ausführlich dem Problem. Zuletzt hatte die Welt am Sonntag in einer großen Reportage auf den Mißstand an deutschen Universitäten aufmerksam gemacht. (zit)