BERLIN. Sicherheitskräfte haben am Freitag morgen im Zusammenhang mit dem islamistischen Anschlag von Wien Wohnungen und Geschäftsräume in mehreren deutschen Bundesländern durchsucht. Im Visier stünden vier Personen, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) mit. Razzien habe es demnach im hessischen Kassel, im niedersächsischen Osnabrück und im schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg gegeben.
Die vier Personen seien nicht tatverdächtig, allerdings hätten sie Verbindungen zu dem Attentäter gehabt. Entsprechende Hinweise hätten die deutschen Strafverfolgungsbehörden von der österreichischen Justiz erhalten.
Cobra-Chef bestätigt geplante Razzia
Anschlagsgeschehen in Wien
BKA-Kräfte durchsuchen seit heute Morgen im Auftrag des @GBA_b_BGH & mit Unterstützung von Polizeikräften aus NI, HE, SH sowie der BPol (GSG9) die Wohn-& Geschäftsräume von 4 nicht tatverdächtigen Personen in Osnabrück, Kassel sowie im Kreis Pinneberg. pic.twitter.com/KI4RTKWAaV
— Bundeskriminalamt (@bka) November 6, 2020
Bei dem Anschlag am Montag abend in der Wiener Innenstadt waren vier Menschen getötet worden, darunter auch eine Deutsche. Der 20 Jahre alte Attentäter Kujtim F. wurde von Polizisten erschossen. Die Tat brachte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) unter Druck. Zum einen räumte er ein, es habe eine Kommunikationspanne gegeben, als der slowakische Geheimdienst österreichische Behörden informiert hatte, daß Kujtim F. versucht habe, Munition zu besorgen.
Zum anderen bestätigte der Chef der Spezialeinheit Cobra am Mittwoch, für die Nacht zu Dienstag sei eine groß angelegte Razzia gegen die Islamistenszene in Wien geplant gewesen. Allerdings habe der Attentäter vom Montag abend dabei nicht im Visier gestanden. Die geplante Razzia habe allerdings dazu geführt, daß die Spezialeinheit so schnell am Tatort sein konnte.
15 Festnahmen in Österreich, zwei in der Schweiz
Zuvor hatte Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) erstmals von der geplanten Razzia gesprochen und die Vermutung geäußert, der Einsatz sei durchgestochen worden, weshalb der Islamist am Montag abend zugeschlagen haben könnte. Die Operation habe den Namen „Ramses“ gehabt, sagte der FPÖ-Fraktionschef im Nationalrat.
Unterdessen gab Nehammer bekannt, es habe mittlerweile 15 Festnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat gegeben. „Alle diese Personen sind ha. (gemeint ist wohl hausintern, Anm.) aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur radikal-islamistischen Szene bekannt und verkehren auch wiederkehrend an Orten (in der Regel Moscheen), die ebenfalls der salafistischen Szene zuzuordnen sind“, zitierte die Nachrichtenagentur APA aus dem Haftbefehl.
Die Verbindungen Kujtim F.s reichen nach derzeitigem Ermittlungsstand auch in die Schweiz. Dort nahm eine Spezialeinheit der Kantonspolizei Zürich am Dienstag in Winterthur zwei Männer fest. Sie sollen den Attentäter getroffen haben und seien bereits zuvor auf dem Radar der Sicherheitsbehörden gewesen. (ls)