BERLIN. Der Linke-Bundestagsabgeordnete Norbert Müller hat das Pilotprojekt „Dein Jahr für Deutschland – freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz“ kritisiert und gefordert, keine Minderjährigen für das Programm auszuwählen. Die von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) angestoßene Aktion weise eine „alarmierend“ hohe Zahl an jugendlichen Interessenten auf. „Ich finde es aus grundsätzlichen Überlegungen heraus falsch, daß die Bundeswehr Minderjährige anwirbt“, teilte Müller am Montag mit.
„Im Schatten des normalen Wehrdienstes“ werde ein neues Rekrutierungsfeld erschlossen, mahnte er. Das Verteidigungsministerium hatte die Aktion Anfang Juli angekündigt. Sie richtet sich an Männer und Frauen, die sich „für das Gemeinwohl und regionale Aufgaben im Heimatschutz interessieren“. Bei dem einjährigen Dienst soll der „soziale und gesellschaftliche Charakter“ im Vordergrund stehen.
Wehrdienst-Projekt verzeichnet viele Interessenten
Die vorerst 1.000 Freiwilligen, die mindestens 17 Jahre alt sein müssen, sollen im kommenden Jahr sieben Monate lang ausgebildet werden. Die restlichen fünf Monate verteilen sich auf eine insgesamt sechsjährige Reservistenzeit mit regelmäßigen Einsätzen.
Seit dem Start des Bewerbungszeitraums am 1. September haben sich bereits über 1.800 Interessenten gemeldet, darunter auch 339 Jugendliche, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage Müllers ergeben hat. Das entspricht einem Anteil von rund 19 Prozent. Im Vorjahr lag die Zahl minderjähriger Rekruten bei 8,5 Prozent.
Kinderrechtsexperte nennt Freiwilligen Wehrdienst „Werbetrick“
Wer in Deutschland Teil der Streitkräfte werden möchte, muß eigentlich mindestens 18 Jahre alt sein. Mit einer Ausnahmeregelung können aber auch 17jährige zu Ausbildungszwecken rekrutiert werden, wenn die Eltern dem zustimmen. Dabei dürfen die Minderjährigen zwar nicht in kriegerische Konflikte einbezogen oder im bewaffneten Wachdienst eingesetzt werden, erhalten aber die übliche militärische Ausbildung.
Der freiwillige Wehrdienst sei ein „Werbetrick“, um gezielt junge Menschen für die Bundeswehr zu gewinnen, bemängelte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperten des Hilfswerks Terres des Hommes, wie die Welt berichtete. Den Interessenten werde vorgegaukelt, es gehe vorrangig um Hilfseinsätze bei Überschwemmungen oder Naturkatastrophen. Tatsächlich durchliefen die jungen Rekruten aber die herkömmliche militärische Ausbildung. „Der Soldatenberuf ist kein Beruf wie jeder andere. Es ist eine Ausbildung zum Töten.“ (zit)