FRANKFURT/MAIN. Bewohner des Flüchtlingsheims in Frankfurt Bonames haben in einem Schreiben an das Sozialdezernat über mangelhafte Wohnbedingungen geklagt. Zudem kritisierten sie darin die vorausgegangenen Konflikte mit der Behörde sowie dem Träger der Unterkunft, berichtete die FAZ am Freitag.
Die Asylbewerber forderten in dem Text eine menschenwürdige Unterbringung, warmes Wasser und ausreichend Strom. Zudem verlangten sie, daß der Sicherheitsdienst, der nach Protesten in der Unterkunft eingesetzt worden war, abgezogen werde. „Wir sind doch keine Verbrecher“, schrieben sie. „Sprecht mit uns, nicht über uns!“
Private Elektrogeräte führtenzu Brandgefahr
In der Unterbringung auf dem alten Flugplatz war es zuvor zu Protesten gekommen, weil die Asylbewerber zu schlechtes WLAN, zu geringe Stromkapazitäten, zu kleine Wohnungen und zu wenig Privatsphäre beanstandet hatten.
Die Stadt hatte auf Schwierigkeiten mit der Stromversorgung aufmerksam gemacht, da diese über ein Trafohäuschen geregelt werde. Die Bewohner hätten sich trotz dieses Problems eigene Elektrogeräte beschafft, was zu einer Überlastung des Netzes und einer erheblichen Brandgefahr geführt habe.
Bewohner demonstrierten „ungewöhnlich aggressiv“
Als die Flüchtlinge sich weigerten, die Geräte abzugeben, war in der Unterkunft zur Gefahrenabwehr vorübergehend der Strom abgestellt worden. Daraufhin war es zu einer mehrstündigen Demonstration gekommen, bei der rund 100 Bewohner Straßen in Bonames und im Stadtteil Kalbach blockierten und „ungewöhnlich aggressiv“ versuchten, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, wie die Frankfurter Rundschau schrieb.
In dem Bericht schilderten die Asylbewerber die Vorkommnisse aus ihrer Sicht. Die Stadt habe ihre Klagen immerzu ignoriert und statt dessen einen Sicherheitsdienst engagiert, der die Flüchtlinge einschüchtere und bedrohe.
Kritik an Polizei
Weil sich zwei Bewohnerinnen für bessere Wohnbedingungen einsetzten, seien sie von einem Polizeikommando ohne Vorankündigung aus dem Schlaf gerissen und grob aus der Unterkunft entfernt worden. Eine der Frauen sei hochschwanger gewesen, zudem sei es ihr verwehrt worden, sich zu bekleiden und ihr Kopftuch aufzusetzen.
Die Kommunikation sei weder mit der Diakonie, dem Träger der Unterkunft, noch mit dem Sozialdezernat möglich gewesen, kritisierten die Bewohner. Dem widersprach die Behörde. Sie hätten ihnen ein Gespräch angeboten, das aber abgelehnt worden sei.
Erst am vergangenen Freitag war es erneut zu Unruhen und Protesten in den Flüchtlingshäusern gekommen. Die Polizei mußte abermals anrücken. Nach der Vermittlung durch einen Imam beruhigte sich die Situation wieder. (zit)