BERLIN. Die durchschnittliche Steuerbelastung in Deutschland ist in diesem Jahr wegen der Coronakrise leicht gesunken. Die Belastungsquote auf Einkommen liegt laut Berechnungen des Steuerzahlerbundes voraussichtlich bei 52,1 Prozent (2019: 53,7 Prozent). Von jedem verdienten Euro bleiben demnach 47,9 Cent übrig.
Der sogenannte Steuerzahlergedenktag ist am heutigen Donnerstag. „Ab 17:30 Uhr arbeiten die Bürger wieder für ihr eigenes Portemonnaie. Das gesamte Einkommen, das die Steuer- und Beitragszahler vor diesem Datum erwirtschaftet haben, wurde rein rechnerisch durch Steuern und Abgaben an öffentliche Kassen abgeführt“, teilte der Steuerzahlerbund mit. „Die Einkommensbelastungsquote muß unter die 50-Prozent-Marke fallen!“
Die Belastung sei in diesem Jahr etwas gesunken, weil wegen der Corona-Krise die Beschäftigung, die Einkommen und der Konsum zurückgegangen seien. Es müsse „eine notwendige Diskussion darüber geführt werden, ob diese sehr hohe Belastung der Bürger gerechtfertigt ist und ob die zahlreichen Leistungen sowie die Systeme selbst effizient und nachhaltig sind“, forderte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Rainer Holznagel. Hier sehe er viel Potential.
Nur in Belgien höher
Laut der jüngsten Berechnung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für das Jahr 2019 liegt der Anteil von Steuer- und Sozialabgaben für Durchschnittsverdiener lediglich in Belgien höher. Berechnet man die Belastung für ein Ehepaar mit zwei Kindern liegt diese auch in Italien höher. In allen anderen 34 OECD-Staaten müssen Arbeitnehmer weniger Abgaben leisten.
Der Steuerzahlerbund forderte die Bundesregierung auf, den Solidaritätszuschlag rückwirkend zum 1. Januar 2020 vollständig und für alle abzuschaffen. Zudem sprach er sich für eine grundlegende Reform des Einkommenssteuertarifs aus. „Die Mittelschicht in Deutschland ist durch die Einkommensteuer sehr hoch belastet. Es ist absolut indiskutabel, daß selbst Durchschnittsverdiener knapp unter dem Spitzensteuersatz liegen.“ Überdies müsse es wegen der Corona-Krise einen Werbungskostenpauschbetrag für Heimarbeit geben. (ls)