BERLIN. Der ehemalige Berliner Finanzsenator und Autor, Thilo Sarrazin (SPD), hat seine Partei aufgefordert, den Streit um seinen Ausschluß als Chance für eine inhaltliche Auseinandersetzung zu begreifen. „Der Versuch, mich wegen des Buches `Feindliche Übernahme` auszuschließen, zeigt, daß es um Gesinnung geht, aber nicht um Wahrheit. Die SPD-Führung sollte den Einstieg in die inhaltliche Debatte als Chance ansehen und nicht als Drohung“, schrieb er in einem Beitrag für die Welt am Sonntag.
Anderenfalls drohe den Sozialdemokraten der Abstieg von einer Volkspartei zu einer Sekte, die sich von der Wirklichkeit abwendet und an Gesinnungen klammert, warnte Sarrazin. Um das zu vermeiden, wolle er in der SPD bleiben.
Parteigremium: Bücher und FPÖ-Auftritt haben SPD geschadet
Zugleich betonte Sarrazin: „Die Grundwerte der SPD – Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – fand ich überzeugend und finde das heute noch.“ Jedoch habe sich die Partei in den vergangenen Jahren programmatisch immer mehr verengt und vom Problembewußtsein der breiten Schichten der Bevölkerung entfernt. „Das zeigen ihre traurigen Wahlergebnisse und Umfragewerte.“
Vergangenen Monat hatte das Berliner Landesschiedsgericht der Partei den Autor aus der Partei ausgeschlossen. Das Gremium begründete seine Entscheidung neben Sarrazins Büchern auch mit einem Auftritt bei einer Wahlkampfveranstaltung der FPÖ. Das habe der Partei geschadet. Der ehemalige Finanzsenator kündigte juristische Schritte gegen die Entscheidung an. (ag)