Eines vorweg: Die TV-Reihe „Das Boot“ im ZDF ist rein fachlich betrachtet mit das Beste, das seit langem für den deutschen Unterhaltungsmarkt produziert wurde. Dies liegt wohl zu großen Teilen daran, daß die Serie keine richtige ZDF-Produktion ist. Ursprünglich wurde sie für Sky Deutschland hergestellt, wo sie auch erstausgestrahlt wurde.
In Zusammenarbeit mit der Bavaria Fernsehproduktion und dem New Yorker Unternehmen Sonar Entertainment hat der Bezahlsender eine Serie auf den Markt gebracht, die keine internationalen Vergleiche zu scheuen braucht. Bild und Ton wirken für deutsche Verhältnisse qualitativ auffallend hochwertig und die Schauspieler – unter anderem „Game of Thrones“-Star Tom Wlaschiha – verstehen eindeutig ihr Handwerk.
Serienhandlung aus weiblicher Perspektive
Im direkten Vergleich zu Wolfgang Petersens Original-Film von 1981, an den die Serie anknüpfen will, indem sie die Geschichte etwa ein Jahr nach den damaligen Ereignissen weitererzählt, fällt die Neuauflage von „Das Boot“ allerdings weit zurück. Natürlich kann man nicht erwarten, daß es im HD-Hochglanzzeitalter auch nur annähernd gelingen könnte, die bis heute legendäre raue und rohe Atmosphäre von damals zu reproduzieren. Die Macher haben es daher auch gar nicht erst versucht. Anders als im Film spielen große Teile der Geschichte in der Serie nicht an Bord des Unterwasserboots, sondern an Land.
Hier verläuft unter anderem der Handlungsstrang von Carla (Lizzy Caplan), einer todkranken, drogensüchtigen, lesbischen, amerikanischen Widerstandskämpferin, die sich der französische Résistance angeschlossen hat. Holla! Dagegen sind Quentin Tarantinos Inglourious Basterds nur ein paar reaktionäre, toxisch-maskuline Spießer. Es sind Figuren wie diese, mit denen die Macher verzweifelt versuchen, den modernen Zeitgeist des heutigen Hollywoods ins Europa der 40er Jahre zu bringen, die die Serie jeglicher Authentizität berauben.
Weite Teile der Serienhandlung werden aus weiblicher Perspektive erzählt. Vor allem aus der Sicht der Elsässerin Simone Strasser, gespielt von Vicky Krieps, der Schwester des jungen Funkers Frank, die als Übersetzerin für Gestapo-Chef Hagen Forster (Tom Wlaschiha) arbeitet. Eigentlich deutschlandtreu, gerät sie durch ihren Bruder zwischen die Fronten, als dieser sie um die Übergabe eines geheimnisvollen Paketes an eine weitere Frau bittet.
Keine schwitzende Männerkörper
Nachdem sie einer Verhaftung knapp entgehen konnte, versucht sie herauszufinden, was es mit dem mysteriösen Auftrag ihres Bruders auf sich hat und stößt dabei auf Wahrheiten, die ihren Glauben an das Regime ins Wanken bringen. Hat man Regielegende Wolfgang Petersen oft den Vorwurf gemacht, er habe sich zu sehr auf das harte und strapaziöse Leben der männlichen U-Boot-Crew konzentriert, kann man den Köpfen hinter der neuen Produktion zumindest diesen Vorwurf nicht machen. Man könne es den Zuschauern nicht zumuten, acht Stunden schwitzenden Männern zuzusehen, sagte Regisseur Andreas Prochaska im Vorfeld der Ausstrahlung immer wieder. Das mag eine sehr moderne Herangehensweise sein; ein bißchen mehr altmodisches Testosteron hätte dem Spannungsbogen der Serie dennoch gutgetan.
> Die achtteilige Serie ist noch bis zum 5. April in der ZDF-Mediathek verfügbar.