BERLIN. Das selbsternannte Künstlerkollektiv „Ausgegrenzt“ hat aus mehreren Kirchen in Deutschland jeweils zwei der drei Könige von den Krippenfiguren entwendet. Die Aktion „ausgeGRENZT – Dreikönige vor den Toren Europas“ solle auf die „gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern“ an den europäischen Außengrenzen, innerhalb Europas und in den Ankerzentren in Deutschland aufmerksam machen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Ein König sitze im Lager Moria auf Lesbos fest, der andere im Ankerzentrum Deggendorf, erklärt Sprecherin Rosa Frahm den Hintergrund der Aktion. Die „europäische Abschottungspolitik“ habe verhindert, „daß die beiden Könige das neugeborene Flüchtlingskind Jesus von Nazareth begrüßen“ könnten.
Evangelische Versöhnungsgemeinde schließt sich Kritik an
Die Initiatoren fordern eine „visumfreie Einreise“ für Einwanderer und „Fähren statt der europäischen Grenzschutzagentur Frontex“. Außerdem sollten Migranten in Deutschland „dezentral“ untergebracht werden. Erstaufnahmeeinrichtungen hätten nur „Abschreckung, Isolation und Beschleunigung der Ausreise“ zum Zweck. Nur durch die Schließung aller Lager und die Aufnahme der Einwanderer aus den Lagern sei ein „konsequenter Menschenrechtsschutz“ möglich.
Die „Künstler“ wollen unter anderem „Flüchtlings-Initiativen, Stadtteilgruppen, Kulturschaffende, Kirchengemeinden“ ermutigen, sich „der Kritik an Lagerunterbringung anzuschließen“. Die Figuren würden wieder zurückgebracht. Allein in Münster seien acht Kirchen betroffen, berichtete die Nachrichtenagentur KNA. Weitere Kirchen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt und Köln hätten den Diebstahl ebenfalls gemeldet.
😱omg jetzt fehlen sie auch in der Ev. Gethsemane Kirche in #Berlin Wie sollen wir denn feiern?! Schließt die Lager! Residenzpflicht abschaffen! #JesusAlleinZuHaus #noBorderTheology #2Fehlen pic.twitter.com/t1SgGM01FN
— ausgeGRENZT (@zwei_fehlen) January 5, 2020
Der Pfarrer der betroffenen Evangelischen Versöhnungsgemeinde in Berlin, Lukas Pellio, teilte mit, die Ziele der Gruppe zu unterstützen. „Abschottung und Lagerunterbringung widersprechen unserem christlichen Glauben grundsätzlich.“ Es brauche „alltägliche Solidarität, praktischen Unterstützung und Kirchenasyl, wo es nötig ist“. (hr)