Im Hinblick auf den Rücktritt des sächsischen Bischofs Carsten Rentzing ist vor allem interessant, was nicht geschehen ist: keine Unterstützung von seiten der Amtsbrüder und -schwestern, keine Rückendeckung von seiten der sächsischen Geistlichkeit, keine Bereitschaft, das einzufordern, was eigentlich geboten ist, wenn ein Gemeindeglied im Verdacht des Fehlverhaltens steht.
Nach Matthäus 18,15-17 hat Christus seinen Jüngern erklärt, daß man in solchem Fall zuerst unter vier Augen, wenn das nichts nutzt, in Anwesenheit von Zeugen, wenn das nichts nutzt, vor der Gemeinde die Beschuldigung erheben solle. Erst wenn auch das erfolglos bleibe, dürfe der Betreffende „wie ein Heide und Zöllner“ behandelt werden. Die Initiatoren der Kampagne gegen Bischof Rentzing sind mit ihrem Opfer aber von Anfang wie mit einem „Heiden und Zöllner“ umgegangen.
Woran deutlich wird, daß sie die theologische Frage überhaupt nicht interessierte, ob da jemand sein Amt würdig oder unwürdig versieht. Für sie ging es darum, einen weltanschaulichen Gegner zu erledigen. Das wiederum hat damit zu tun, daß sie eine Kirche repräsentieren, für die Theologie eine immer geringere, politische Korrektheit eine immer größere Rolle spielt. Nach diesem Kriterium bestimmt jetzt ein neuer Klerus, was Orthodoxie und was Ketzerei ist. Im Fall von Bischof Rentzing konnte das Urteil nur „Ketzerei“ lauten.
JF 43/19