MÜNCHEN. Eine Mehrheit der Deutschen spricht sich für einen verpflichtenden Kindergarten- oder Kitabesuch aus. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) halten laut einer Umfrage des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung eine Kindergartenpflicht für sinnvoll, um Ungleichheit abzumildern. Sogar 78 Prozent der Befragten plädieren für eine staatliche Übernahme von Kindergartengebühren.
Auch sonst sind die Deutschen mehrheitlich für weitere staatliche Interventionen in der Bildungs- und Familienpolitik. 81 Prozent wollen eine Erhöhung staatlicher Mittel für Schüler aus „benachteiligten Verhältnissen“. 64 Prozent finden, daß Lehrer, die viele Kinder aus benachteiligten Verhältnissen unterrichten, mehr Gehalt bekommen sollten als andere Lehrer. Ein Ganztagsschulsystem befürworten 56 Prozent.
Vorstoß für Kita-Pflicht aus der SPD
„Trotz der hohen Zustimmungsraten für Maßnahmen gegen Ungleichheit spricht sich die Mehrheit der Deutschen dafür aus, zusätzliche Mittel gleichmäßig wie mit der Gießkanne zu verteilen, statt sie gezielt für benachteiligte Gruppen zu verwenden“, beklagte der wissenschaftliche Mitarbeiter am ifo-Zentrum für Bildungsökonomik, Philipp Lergetporer. Dies könne möglicherweise den Kampf gegen die Bildungsungleichheit erschweren.
Zuletzt hatte der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln für eine Kitapflicht geworben. Ab wann die Kita-Pflicht greifen soll, müsse gesellschaftlich ausgehandelt werden, sagte er im vergangenen Jahr der Nachrichtenagentur dpa. Unterstützung erhielt er dabei auch vom SPD-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh. Er hatte sich erstmals 2013 für ein entsprechendes Gesetz stark gemacht. (tb)