FRANKFURT. Der Sportvorstand des Fußballbundesligisten Eintracht Frankfurt, Fredi Bobic, hat beklagt, der Nachwuchs in Deutschland sei zu verwöhnt. „Wir geben den Kindern doch alles genau vor, bereiten ihnen alles mundgerecht zu. Warum wird ein Kind zur Schule gefahren, wenn die nur zwei Kilometer entfernt liegt? Ich mußte früher 30 Minuten zur Schule gehen. War kein Problem“, sagte er dem Magazin Playboy.
Auf diese Weise werde verhindert, daß Kinder sich zu selbstständigen Persönlichkeiten entwickeln könnten. „Man sollte schon noch wissen, wie man Straßenbahn fährt, oder daß man auf einen Brief eine Marke kleben muß“, betonte der Fußball-Europameister von 1996. Konkret kritisierte er auch den Umgang mit Jugendspielern im Profifußball. So werde einem 16jährigen „alles hinterhergetragen“.
Bobic unterstützte damit den ehemaligen Fußball-Weltmeister Miroslav Klose. Dieser hatte bereits vor einigen Tagen die falsche Einstellung von Jugendspielern bemängelt. Als Trainer einer Nachwuchsmannschaft des FC Bayern München vermisse er die notwendige Leidenschaft für den Sport. Sie gehöre aber zum Gesamtpacket neben Talent, Physis und Athletik, äußerte er gegenüber dem Magazin Kicker.
Jugend fehle Leistungsbereitschaft
Seit Jahren warnt auch das Skilanglaufidol Jochen Behle vor negativen Entwicklungen vor allem im Ausdauersport aufgrund „gesellschaftlicher Veränderungen“. Der frühere Bundestrainer mahnte: „Alles, was zum Hochleistungssport dazugehört wie Fleiß, Verzicht, sich durchbeißen, das steht nicht mehr so im Vordergrund. Man mag es gerne bequemer, leichter. Das werden wir vor allem in den trainingsintensiven Sportarten erleben.“
In anderen Ländern sei härteres Training völlig normal. „Ich bin ja noch im Nachwuchs tätig. Da wollen die Eltern mitreden, ob viel oder wenig trainiert wird. Da kann ich nur lachen. Das hätte es früher nicht gegeben“, kritisierte Behle im Sender Eurosport. Unter seiner Ägide zwischen 2002 und 2012 hatten mehrere deutsche Langläufer den Gesamtweltcup gewonnen. (ag/ls)