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Auferstehung: Nach Osten ausgerichtet

Auferstehung: Nach Osten ausgerichtet

Auferstehung: Nach Osten ausgerichtet

Mosaik
Mosaik
Mosaik an der San Biblia-Kirche in Mailand Foto: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Auferstehung
 

Nach Osten ausgerichtet

Die katholische Kirche vergleicht die Auferstehung Christi seit jeher mit der aufgehenden Sonne. Ein Symbol für die Hoffnung auf ewiges Leben. Eine Besinnung darauf tut gerade in unserer Zeit wieder dringend not. Dafür ist auch die Ausrichtung während des Gottesdienstes nicht unbedeutend.
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Wie schön ist es doch, mit einem Sonnenaufgang den erwachenden Tag zu begrüßen: Die Dunkelheit weicht, die Sonnenstrahlen bringen Licht und Wärme, zunächst noch zaghaft, dann immer stärker werdend. Zu diesem Zeitpunkt feiern auch die Christen ihr wichtigstes Fest und ihre aufwendigste Liturgie.

Die Osternacht kann zwar sowohl am Beginn als auch am Ende der Nacht gefeiert werden, doch lebt die ganze Feier von der Symbolik „vom Dunkel zum Licht“, weswegen eine Feier am späten Abend nach Sonnenuntergang lediglich praktischen Gründen geschuldet ist, die Feier am frühen Morgen jedoch dem Wesen dieser Liturgie weit eher entspricht. So beginnt die Osternacht noch im Dunkeln. Vor der Kirche wird das Osterfeuer gesegnet. Das Licht wird in die Kirche getragen und verteilt. Dann folgt mit dem „Exultet“ ein festlicher Lobpreis des Osterlichtes.

Auferstehung ist wie ein Sonnenaufgang

Die Kirche hat von alters her die Auferstehung Jesu Christi mit der aufgehenden Sonne verglichen. Sehr eindrucksvoll hat der Maler Matthias Grünewald im 16. Jahrhundert auf seinem Isenheimer Altar die Auferstehung Christi dargestellt: Hier erscheint Jesus Christus wie eine personifizierte Sonne, die aus sich heraus leuchtet.

Und dennoch zeigt Jesu Leib auch die Wundmale seiner Passion, wodurch klar wird, daß es hier nicht um eine esoterische Verklärung geht, sondern um eine Verwandlung, bei der die Persönlichkeit und die individuelle Lebensgeschichte erhalten bleibt. Der Gekreuzigte ist zugleich der Auferstandene.

Der Lyriker Angelus Silesius hat diese Symbolik aufgegriffen in jenen Versen, die bis heute im katholischen wie auch im evangelischen Gottesdienst gesungen werden: „Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freuden macht, Jesu mein, komm herein, leucht in meines Herzens Schrein. (…) Du erleuchtest alles gar, was jetzt ist und kommt und war; voller Pracht wird die Nacht, weil dein Glanz sie angelacht.“ (GL 372, EG)

Kardinal Sarah plädierte für die alte Liturgie

Schon in der frühen Kirche haben sich die Gläubigen deshalb bei der Feier der heiligen Messe nach Osten gewandt. Priester wie Gläubige standen in gemeinsamer Gebetsrichtung; ihr Gegenüber war der auferstandene Christus, symbolisiert in der aufgehenden Sonne. In der orthodoxen Kirche ist diese Gebetshaltung bis heute üblich, in den meisten katholischen und evangelischen Kirchen hat man diese Gebetsrichtung zugunsten eines stärkeren Gemeindebezugs des Zelebranten jedoch aufgegeben. Auch Kirchen wurden über Jahrhunderte für gewöhnlich so gebaut, daß ihre Apsis nach Osten gerichtet ist.

Wenn in der katholischen Kirche seit der Liturgiereform die Zelebration „ad orientem“, also in Richtung auf die aufgehende Sonne, de facto abgeschafft ist, kann man sich hierfür allerdings auf keine kirchliche Weisung berufen. Die Meßfeier ist eben kein Gegenüber von Priester und Gemeinde. Schon Kardinal Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., regte in seinen Büchern über die Liturgie an, der Zelebrant möge sich bei der Meßfeier wenigstens einem großen Kreuz zuwenden, um so einen ideellen Osten zu schaffen, wenn schon die buchstäbliche Ostung verlorengegangen ist.

Und im Sommer 2016 hat Kardinal Robert Sarah, Präsident der römischen Kongregation für den Gottesdienst, dafür plädiert, daß Priester und Volk bei der Feier der heiligen Messe wieder in gleicher Gebetsausrichtung stehen. Er forderte sogar alle Priester auf, zur Zelebration „ad orientem“ zurückzukehren. Kurz darauf distanzierte sich Papst Franziskus allerdings von dieser Forderung.

Der Blick nach Osten gibt Hoffnung

Der christliche Gottesdienst hat seine Orientierung verloren. Ist die Symbolik der aufgehenden Sonne heutigen Christen noch bekannt? Sprachwissenschaftlich gibt es die begründete Theorie, daß das Wort Ostern sich von Osten ableitet. Der Blick nach Osten ist stets ein hoffnungsvoller; hier beginnt der neue Tag. Ein kraftvolles Morgenrot verdrängt die Dämmerung und kündigt an, daß die Sonne bald in vollem Glanz erstrahlen wird.

Im Christentum symbolisiert die aufgehende Sonne die Auferstehung Jesu Christi am dritten Tag nach seiner Kreuzigung und die Hoffnung auf ewiges Leben. Eine Besinnung darauf tut heute not. Der Anfang hierzu könnte darin bestehen, sich bei der Feier des Gottesdienstes buchstäblich wieder nach Osten zu orientieren.

JF 17/19

Mosaik an der San Biblia-Kirche in Mailand Foto: picture alliance/Mary Evans Picture Library
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