MAINZ. Die AfD-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz hat die Landesregierung aufgefordert, von einer Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille an den Autor Robert Menasse Abstand zu nehmen. „Vor dem Hintergrund der Relotius-Affäre, die die Glaubwürdigkeit der Leitmedien beschädigt hat, ist die Preisverleihung an einen überführten Zitatfälscher taktlos und unangemessen“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Joachim Paul.
Es gehe dem Preisträger nicht um Literatur, sondern um Stimmungsmache für linke Politik-Projekte. „Eine Verleihung des Zuckmayer-Preises würde deshalb eine parteipolitische Inszenierung bedeuten und den Preis, der mit dem Land Rheinland-Pfalz verbunden ist, abwerten, sein Ansehen beschädigen“, befürchtet Paul.
Zitate frei erfunden
Menasse hatte in seinem Historienroman „Die Hauptstadt“ die Antrittsrede des ersten Präsidenten der Europäischen Kommission, Walter Hallstein, 1958 nach Auschwitz verlegt. In mehreren nichtfiktionalen Reden hat er laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die entsprechende Rede als historische Tatsache verkauft.
Zudem soll Menasse in Texten Zitate von Hallstein frei erfunden haben. Unter anderem geht es dabei um die Hallstein zugeschriebene Äußerung: „Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee“. Dieses Zitat fand sich unter anderem in einem Aufsatz, den Menasse zusammen mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot 2013 in der FAZ veröffentlichte.
Im vergangenen Jahr hatte die Regierung Menasse für seinen Roman „Die Hauptstadt“ als Preisträger benannt. Die Auszeichnung, die in der Vergangenheit auch Schauspieler Bruno Ganz und Regisseur Volker Schlöndorff erhielten, soll ihm am 18. Februar in Mainz überreicht werden.