HANNOVER. Deutschland hat laut dem niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ein Rassismus-Problem. Die Mehrheitsgesellschaft dürfe das „nicht länger ignorieren oder verharmlosen“, forderte er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Als Beleg führte der Politiker die MeTwo-Debatte auf der Kurznachrichtenplattform Twitter an.
Durch Gespräche mit Ausländern habe er erfahren, daß diesen „zunehmend Mißtrauen und Ablehnung“ begegne, bedauerte der Sozialdemokrat. „Der Nachbar im Treppenhaus grüßt nicht mehr. Im Supermarkt gibt es argwöhnische Blicke.“
Weil lobte die MeTwo-Diskussion, da so Menschen mit Migrationshintergrund ihre Erlebnisse mit Alltagsrassismus in Deutschland mitteilen könnten. „Es ist gut, daß Hashtag MeTwo die Erfahrungen der Betroffenen jetzt bündelt und öffentlich macht. Diese Dinge müssen auf den Tisch, das darf nicht so weitergehen.“
Laschet lobt, Lindner kritisiert die Debatte
Auch Weils nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) befürwortet die Diskussion auf Twitter. Die geschilderten Fälle seien „nur ein Bruchteil dessen, was wirklich geschieht“, sagte der Unionspolitiker der Bild am Sonntag. Als Konsequenz forderte er, „daß wir im Zusammenleben respektvoller miteinander umgehen müssen“.
Kritik kommt hingegen von FDP-Chef Christian Lindner. Zwar gebe es „Alltagsdiskriminierung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, vor allem aus der Türkei“. Auf der anderen Seite vermisse er in der Diskussion aber den Aspekt, daß es „in der türkeistämmigen Gemeinschaft eine Geringschätzung freiheitlicher Werte gibt“, betonte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Zu diesen Werten müsse man stehen und dürfe die Diskussion nicht einseitig führen. (ag)