London erlebt einen neuen Wolkenkratzer-Boom. Allein in der kommenden Dekade sollen 510 neue Hochhäuser im Londoner Stadtgebiet entstehen, wie eine aktuelle Analyse der Londoner Architektenvereinigung New London Architecture aufzeigt. Bemerkenswert: Trotz Brexit sind einige neue Projekte hinzugekommen. Im Jahr 2016 waren dem London Tall Buildings Report zufolge erst 455 Wolkenkratzer in der Planung.
Ganz so eindeutig ist dies leider nicht. Im Jahr 1999 formulierte der Ökonom Andrew Lawrence den sogenannten Wolkenkratzer-Index, mit dem er relativ präzise die Korrelation zwischen Wirtschaftskrisen und der Fertigstellung neuer Wolkenkratzer-Rekorde nachweisen konnte. Das Konzept entsprang einer Laune, nachdem Lawrence von einer Comedy-Show inspiriert worden war.
Symbol für Wohlstand?
Er verglich die Historie ökonomischer Daten mit den Großinvestitionen innerhalb der Vereinigten Staaten und fand zum Beispiel heraus, daß kurz vor der Börsenpanik von 1907 zwei große Bauprojekte in New York City, das Singer Building und der Metropolitan Life Tower, begonnen worden waren, die in den Jahren 1908 und 1909 fertiggestellt wurden. Der nächsten Finanzkrise, dem Schwarzen Donnerstag im Jahr 1929, gingen wiederum Rekordbauten voraus: der Bau von des Chrysler Building und des Empire State Building.
Während der Ölkrise 1973 und dem Börsencrash von 1973 wurden wiederum die höchsten Gebäude der Welt, der Sears Tower und das World Trade Center, eröffnet. Die letzte Korrelation, die Lawrence erkannte, betrifft die Petronas Towers und die Asienkrise 1997.
Diese Zusammenhangs-Reihe läßt sich allerdings noch weiterführen mit dem Burj Khalifa, dessen Fertigstellung nach Eintreten der Finanzkrise ab 2007 nur durch großzügige staatliche Kredite sichergestellt werden konnte. Diese Parallelen lassen sich mit dem Wirken der Zentralbanken erklären, die mittlerweile in nahezu allen Ländern der Welt ihr Unwesen treiben.
Aktuelle Situation in Deutschland
Sie schöpfen Geld aus dem Nichts und erleichtern die Kreditaufnahme mittels willkürlicher Zinsfestlegung. Das billige Geld zerstört die Rückmeldungsfunktion des Marktes und setzt Anreize für Angebote, die auf einem unbedrängten Markt gar nicht nachgefragt würden. Das Geld muss schließlich genutzt werden. Es soll „arbeiten“.
In den vergangenen Jahren boomte der Wohnungsneubau in Deutschland. Jahr für Jahr wurden Zuwachsraten von teilweise mehr als zehn Prozent verzeichnet. Doch diese Zeiten sind seit diesem Jahr vorbei, wie die jüngsten Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen. „Der Neubauboom geht zu Ende“, kommentierten die DIW-Ökonomen Martin Gornig und Claus Michelsen die Erkenntnisse im Januar 2018.
„Bekanntermaßen ist in den gefragten Lagen der großen Städte das Bauland knapp, und die Bauwirtschaft arbeitet an der Grenze ihrer Kapazitäten“, ergänzte Michelsen. Für 2019 erwarten sie nur noch einen Zuwachs von rund 4 Prozent – nach einem prognostizierten Plus von acht Prozent für das laufende Jahr.
Gefahr von Fehlinvestitionen steigt
Wo private Häuslebauer Mangelware werden, springen nunmehr öffentliche Auftraggeber ein und tragen ihren Teil dazu bei, daß die Nachfrage nicht versiegt. Trotz rückläufiger Genehmigungen neuer Wohnungen in Deutschland stiegen die Aufträge für das Baugewerbe zwischen Januar und Februar 2018 um 9,9 Prozent. Im Jahresvergleich zwischen Februar 2017 und Februar 2018 nahmen die Aufträge sogar um 13 Prozent zu.
Vor dem Hintergrund des drängenden Anlagenotstands wächst die Gefahr, daß sich darunter immer mehr Fehlinvestitionen tummeln.