WARSCHAU. Polen hat seine im Ausland lebenden Landsleute aufgefordert, polenkritische Äußerungen zu melden. „Bitte, dokumentieren Sie alle anti-polnischen Äußerungen, Darstellungen und Meinungen, die uns schaden und reagieren Sie darauf“, zitiert der NDR aus einem Schreiben, das weltweit über die Botschaften und Konsulate verbreitet wird.
Weiter heißt es: „Informieren Sie unsere Botschaften, Konsulate und Honorarkonsulate über jede Verleumdung, die den guten Ruf Polens beeinflußt.“ Nach Informationen des Senders wurde das Schreiben über das polnische Generalkonsulat in München bereits an in Süddeutschland lebende Polen verschickt. Das Konsulat in Hamburg habe angekündigt, das Schreiben am Donnerstag sowohl auf der eigenen Homepage als auch per Mailverteiler zu veröffentlichen.
Streit um Begriff „polnische Todeslager“
Der Brief geht zurück auf Senatsmarschall Stanisław Karczewski. Er begründet die Notwendigkeit des Schreibens damit, Polen sei „konfrontiert mit der schmerzhaften, ungerechten und vor allem faktisch nicht richtigen Formulierung ‚polnische Todeslager‘ ebenso wie mit der Beschuldigung, Polen sei in den Holocaust involviert gewesen“. Dies sei eine Kränkung der nationalen Würde und des nationalen Stolzes, schreibt der Politiker der regierenden PiS laut NDR.
Staatspräsident Andrzej Duda hatte erst vor kurzem ein Gesetz unterzeichnet, das den Ausdruck „polnische Todeslager“ für KZs unter Strafe stellt. Von Seiten der israelischen Regierung hatte es daraufhin heftige Kritik gegeben.
Auf NDR-Anfrage sagte der polnische Botschafter in Berlin, Andrzej Przylebski, bei dem Aufruf handele es sich um „die üblichen Aufgaben einer diplomatischen beziehungsweise konsularischen Vertretung“. Wie mit den gesammelten Informationen umgegangen werden soll, stehe noch nicht fest. Bisher gebe es noch keine Ausführungsbestimmungen für das Gesetz. (tb)