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„Halbneger“-Tweet: Was Jens Maier von Becker & Becker lernen kann

„Halbneger“-Tweet: Was Jens Maier von Becker & Becker lernen kann

„Halbneger“-Tweet: Was Jens Maier von Becker & Becker lernen kann

Jens Maier und Noah Becker
Jens Maier und Noah Becker
Jens Maier und Noah Becker Foto: dpa
„Halbneger“-Tweet
 

Was Jens Maier von Becker & Becker lernen kann

Noah Becker war es, der die Hautfarbe zum Thema gemacht hat, indem er sich über ein zu „weißes“ Berlin beklagte. Allerdings hat sich der Sohn von Ex-Tennisstar Boris Becker den Zeitgeist professionell zunutze gemacht und – unter aktiver Mithilfe des unprofessionellen Jens Maier – ins Gespräch gebracht. In Sachen zielführender Publizität könnte Maier eine Menge von den Beckers lernen. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Ein Bundestagsabgeordneter der AfD, der hauptberuflich als Zivilrichter am Landgericht tätig war, hat – sollte man meinen – alle Hände voll zu tun, aus Juristensicht kompetente, gern auch polemisch zugespitzte Bewertungen der Merkel-Politik zu elaborieren und sie seinen Kollegen, Parteifreunden und Wählern als Argumentationshilfe zur Verfügung zu stellen.

Der Abgeordnete Jens Maier hat sogar noch Zeit und Muße gefunden, aus einer unerheblichen Zeitschrift die unerheblichen Äußerungen eines unerheblichen jungen Mannes zu rezipieren, dessen einziges Verdienst es bisher ist, der Sohn einer ehemaligen Tennisgröße zu sein.

Keine Frage, die Bezeichnung „Halbneger“ ist herabsetzend, beleidigend, stil- und taktlos und für einen Bundestagsabgeordneten absolut unangemessen. Politisch schädlich ist sie ebenfalls. Doch ist sie auch rassistisch? Sie ist nicht schlimmer als die „Kartoffel“- und viel weniger schlimm als die „Köterrasse“-Bezeichnungen, die der Biodeutsche sich heute von Zugewanderten gefallen lassen muß.

Und der Satz: „Der baldige Abgang der Deutschen ist Völkersterben von seiner schönsten Seite“, bedeutete kein Hindernis, um den Schmieranten zum Helden des freien Wortes zu erheben. Vor diesem Hintergrund wirkt die Aufregung um den Maier-Tweet reichlich künstlich. Sie ist ein Symptom der Anti-AfD-Diarrhoe, von der die allermeisten Medien befallen sind.

Becker-Filius brachte Hautfarbe ins Spiel

Es war im übrigen der Becker-Filius, der die Hautfarbe zum Thema gemacht hat, indem er sich über ein zu „weißes“ Berlin beklagte und damit jene äußere Differenz, die gemeinhin als „rassisch“ wahrgenommen und bezeichnet wird, als ausdrücklichen Vorwurf an die Weißen formulierte.

Instinktsicher knüpfte er an die aktuelle Identitätspolitik an, mit der Nichteuropäer und alle möglichen Minderheiten ihre Besonderheiten, ihre Ehre, Würde, ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Diskriminierungserfahrungen herausstellen und Ansprüche formulieren, die der weiße Mann, der globale Leistungsträger der Neuzeit, gefälligst zu begleichen hat. Der wird im selben Atemzug als hybrides Konstrukt und Auslaufmodell lächerlich gemacht.

Das hat nicht viel mit Logik und Wahrheit, aber eine Menge mit Macht- und ökonomischen Interessen zu tun. Ob dieser neue Rassismus als Aufstand des Schlamms gegen den Berg eine Episode bleibt oder sich als säkulare Bewegung erweist, an deren Ende ein weltweites Simbabwe (abzüglich Ostasien) steht – man wird sehen. Bisher ist es noch immer so, daß in jeder Weltgegend auf dem Höhepunkt des Chaos die Hilfe des weißen Mannes gefragt ist.

Ganz der Vater

Noah Becker jedenfalls hat sich diesen Zeitgeist professionell zunutze gemacht und – unter aktiver Mithilfe des unprofessionellen Herrn Maier – ins Gespräch gebracht. In dieser Hinsicht ist er schon ganz der Vater, der außerhalb des Tennisplatzes vor allem durch Besenkammer- und zuletzt durch Insolvenz-Geschichten von sich reden machte. Boris Becker betrachtet solche Peinlichkeiten vor allem unter ökonomischem Gesichtspunkt und zitiert die Schauspielerin Elizabeth Taylor mit dem Satz: „No news is bad news.“

Aber profitabler als die schlechten sind allemal die guten Nachrichten; schließlich zählt der Moralismus heute zu den härtesten Währungen der Welt. Deshalb hat er die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, um sich in Deutschland als Kämpfer gegen Rassismus in Erinnerung zu rufen und die Marke „Becker“ aufzufrischen.

Zur Öffentlichkeitsarbeit der Familienfirma zählt auch die Klage gegen Maier. Der hat ein Eigentor geschossen und kann in Sachen zielführender Publizität von Becker & Becker eine Menge lernen.

Jens Maier und Noah Becker Foto: dpa
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