BERLIN. Deutsche zahlen überdurchschnittlich hohe Steuern und Sozialabgaben. Im vergangenen Jahr büßte ein lediger Angestellter fast die Hälfte (49,4 Prozent) seines Einkommens ein, ergab eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieser Wert ist unter den 34 OECD-Ländern nur in Belgien höher.
Bei allen Haushaltstypen lag die Belastung in Deutschland deutlich über dem Durchschnitt. Verheiratete Alleinverdiener mit zwei Kindern mußten laut der Erhebung wegen Zuschüssen wie Kindergeld und Steuervorteilen weniger an den Staat abgeben. Für ihre Arbeitseinkommen berechnete die OECD eine Steuer- und Abgabenlast von 34 Prozent, was dem neunthöchsten Wert der OECD-Staaten entspricht. Seit 2000 stieg die Steuer- und Abgabenlast beim alleinstehenden Durchschnittsverdiener um 3,5 Prozent.
Steuerzahlerbund mahnt Reformen an
Bei der Präsentation einer ähnlichen Studie in Berlin sagte Roland Döhrn vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI, die höchste Steuer- und Abgabenlast werde bereits bei einem Jahreseinkommen ab 50.000 Euro erreicht. Die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, die die Erhebung in Auftrag gegeben hatte, fordert deshalb dringende Änderungen. Vor allem die mittleren Einkommen müßten entlastet werden, sagte der stellvertretende Stiftungsvorsitzende Karl-Heinz Paqué, laut der Nachrichtenagentur dpa.
Der Bund der Steuerzahler forderte unterdessen die sofortige Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie eine Reform des Einkommenssteuertarifs. Der Spitzensteuersatz solle erst ab einem Einkommen von 80.001 Euro greifen. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warb für „mutige Strukturreformen“, um die Sozialbeträge unter 40 Prozent zu halten. „Ein weiterer Anstieg würde Beschäftigung und Wachstum stark gefährden“, warnte Kramer. (ls)