BERLIN. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die deutsche Wirtschaft aufgefordert, sich stärker in der Asylkrise zu engagieren. „Unternehmer und Manager können sehr viel tun. So wie die Zivilgesellschaft Brote schmiert, Kleider ausreicht und hilft, soll die Wirtschaft Leute qualifizieren und unterbringen“, sagte Schäuble dem Wirtschaftsmagazin Capital.
Ein Staat lebe davon, daß sich jeder engagiere – und „nicht davon, daß man mit steifer Lippe über Politiker redet“, kritisierte der Minister. Letzteres beeindruckt ihn nicht sehr. Die Asylsuchenden veränderten Deutschland dauerhaft positiv. „Schauen Sie sich die Kinder und Enkel der ehemaligen Gastarbeiter an: Die sind eine enorme Bereicherung für Deutschland“, versicherte er.
Wirkung mancher Botschaften unterschätzt
Angesprochen auf die Selfie-Bilder von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Flüchtlingen räumte Schäuble ein, Berlin wie Brüssel hätten wohl die Wirkung mancher Botschaften unterschätzt. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob jeder Flüchtling, der nun von Griechenland aus in der Union verteilt wird, vom Präsidenten des EU-Parlaments dort persönlich abgeholt werden muß.“ Schäuble fordert von Wirtschaft mehr Engagement
Dennoch habe er sich bei Merkel für seinen Vergleich in der Flüchtlingskrise mit dem unvorsichtigen Skifahrer, der eine Lawine auslöst, entschuldigt. Dies sei nicht auf das Verhalten der Kanzlerin bezogen gewesen. „Ich habe gesehen, daß das so interpretiert wurde und habe ihr in einer ruhigen Minute erklärt, das mir das Leid tut.“ (krk)