BONN. Bundespräsident Joachim Gauck hat sich für ein verändertes Nationalbewußtsein ausgesprochen. Die Deutschen sollten sich von dem Bild einer Nation lösen, die homogen sei und in der fast alle Menschen Deutsch als Muttersprache hätten sowie überwiegend christlich und hellhäutig seien, sagte Gauck dem Bonner General-Anzeiger. Die Lebenswirklichkeit hierzulande sei schon erheblich vielfältiger. „Ich meine, wir müssen Nation neu definieren: als eine Gemeinschaft der Verschiedenen, die allerdings eine gemeinsame Wertebasis zu akzeptieren hat.“
Angesichtes des derzeitigen Asylandrangs forderte Gauck eine offene Debatte, wie Deutschland auf den Ansturm reagieren solle. Er stimme in dieser Frage mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) überein, daß die Situation eine Herausforderung, aber keine Überforderung sei. Es solle „mit Herz und Verstand, aber ohne Ressentiments“ darüber diskutiert werden, wer bleiben dürfe und wer das Land wieder verlassen müsse.
Die Brandanschläge auf Asylunterkünfte verurteilte der Bundespräsident als „Schandtaten von Brandstiftern und Hetzern, von militanten Rassisten, Nationalisten und völkischen Ideologen“. Auf diese Angriffe müsse mit scharfer Abgrenzung und mit allen Mitteln des Rechtsstaats reagiert werden. „Das ist nicht unser Deutschland“, betonte Gauck. Es sei widerwärtig, daß solche „Hetzer“ das Bild Deutschlands verdüsterten. (krk)