BERLIN. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Erinnerung an Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg als wichtiges gesellschaftliches und politisches Anliegen bezeichnet. Auf dem Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen (BdV) am Dienstag in Berlin sagte die CDU-Politikerin, daß sich der Kreis derer, die sich an Krieg und Vertreibung noch persönlich erinnern, zwar lichte, aber gewiß sei: „Ihre Geschichte wird auch über Generationen hinweg unvergessen bleiben.“
Wesentlich dafür sei, so die Kanzlerin, die Einrichtung eines bundesweiten Gedenktages, der in diesem Jahr am 20. Juni zum ersten Mal begangen wird. Damit werde nicht nur an das millionenfach durchlebte Leid durch den Verlust von Heimat und Angehörigen erinnert, sondern auch die Leistung gewürdigt, die die Vertriebenen für den Wiederaufbau Deutschlands in den Nachkriegsjahren geleistet hätten.
Gedenktag wird auf Weltflüchtlingstag gelegt
Die im Vorfeld der Entscheidung von einigen im BdV kritisierte Verknüpfung des Gedenktages mit dem Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen bezeichnete Merkel als Chance, „Historisches und Aktuelles zueinander in Beziehung zu setzen und beides gleichermaßen in den Blick zu nehmen“.
Merkel betonte in ihrem Grußwort auch, daß an die deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung nur vor dem Hintergrund des Leids und Unrechts, das von Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus in die Welt gebracht wurde, angemessen erinnert werden könne.
Zwangsarbeiter warten auf Anerkennung
BdV-Präsident Bernd Fabritius dankte in seiner Begrüßungsansprache der Bundesregierung für ihre verläßliche Partnerschaft an der Seite der Vertriebenen. Die Erinnerung an deren Schicksal bleibe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Nur am Rande äußerte der CSU-Bundestagsabgeordnete vorsichtige Kritik; so erwähnte er, daß die Geschichte der Vertreibung lange vor dem 8. Mai 1945 begonnen habe und daß die ehemaligen deutschen Zwangsarbeiter noch immer auf ein Zeichen der Anerkennung für ihr schweres Schicksal warteten.
Ausdrücklich lobte Fabritius die intern teilweise heftig kritisierte Satzungsänderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft; dies sei ein gutes Signal in Richtung Tschechien.
Zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft
Wie Merkel hob er die Leistung seiner Amtsvorgängerin Erika Steinbach hervor, die den Posten an der Spitze des BdV nach 16 Jahren an den 49jährigen Fabritius abgegeben hatte: „Dein Platz bleibt immer in unserer Mitte“, stellte der im rumänischen Agnetheln geborene Siebenbürger Sachse fest.
Neben zahlreichen Funktionären und Mitgliedern des BdV sowie Angehörigen der Erlebnisgeneration nahmen auch weitere Mitglieder der Bundesregierung, der Botschafter Ungarns sowie Altbundespräsident Christian Wulff an der Veranstaltung teil. (vo)