HAMBURG. Einen Tag vor der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft hofft die Alternative für Deutschland (AfD) auf ihren ersten Einzug in ein westdeutsches Landesparlament. Letzte Umfragen sehen die Partei mit Spitzenkandidat Jörn Kruse bei fünf Prozent.
Sollte der AfD der Sprung in die Bürgerschaft gelingen, wäre damit für die SPD eine Alleinregierung wohl nicht mehr möglich. Gleiches gilt für einen Wahlerfolg der FDP, die bei sechs Prozent liegt und nach mehreren Wahlniederlagen den Wiedereinzug in ein Landesparlament schaffen könnte.
Der SPD unter Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz werden zwischen 45 und 47 Prozent vorhergesagt. Die CDU kam laut Umfragen auf 17 bis 19 Prozent, gefolgt von den Grünen, für die die Demoskopen zwischen elf und zwölf Prozent prognostizieren.
FDP hofft auf Trendwende
Die Linkspartei dürfte mit um die neun Prozent ebenfalls der künftigen Bürgerschaft angehören, die erstmals für fünf statt wie bisher für vier Jahre gewählt wird. Ebenfalls erstmals dürfen auch 16- und 17jährige ihre Stimme abgeben. Insgesamt sind 1,3 Millionen Bürger wahlberechtigt.
Bürgermeister Scholz hat bereits angekündigt, er wolle entweder alleine regieren, oder, sollte es dazu nicht reichen, eine weitere Koalition mit den Grünen eingehen. Andere Optionen kämen für ihn nicht in Frage. Die FDP verspricht sich von der Hamburgwahl eine deutschlandweite Trendwende, nachdem sie zuletzt aus zahlreichen Landtagen und 2013 aus dem Bundestag geflogen war. Laut einer Forsa-Umfrage liegen die Liberalen derzeit deutschlandweit erstmals seit einem Jahr wieder bei fünf Prozent.
Für die AfD wäre ein Scheitern in der Hansestadt nach den Wahlerfolgen bei der Europawahl sowie in Sachsen, Brandenburg und Thüringen im vergangenen Jahr mehr als nur ein Dämpfer. Zum einen wird neben Hamburg in diesem Jahr nur noch in Bremen gewählt. Und dort stehen die Chancen für die Eurokritiker derzeit nicht all zu gut. Ein Erfolg in Hamburg wäre für den Wahlkampf in Bremen daher wichtig.
Bei Niederlage drohen AfD neue Flügelkämpfe
Sollte die AfD sowohl in Hamburg als auch in Bremen scheitern, wäre die deutschlandweite Etablierung damit zumindest vorerst gestoppt. Die nächsten Landtagswahlen sind erst im Frühjahr 2016 in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Zudem dürfte eine Niederlage bei der Wahl in Hamburg für neue Richtungskämpfe innerhalb der Partei sorgen. Denn die AfD hatte in der Hansestadt im Vergleich zu Sachsen, Brandenburg und Thüringen auf einen eher moderaten Wahlkampf gesetzt und Themen wie Asyl und innere Sicherheit nicht in den Mittelpunkt gerückt. Sollte dies nicht beim Wähler verfangen, dürften sich die Vertreter des konservativen Flügels wie der Brandenburgische AfD-Chef Alexander Gauland, die dies kritisiert hatten, gestärkt fühlen. (krk)
> Die JUNGE FREIHEIT berichtet am Sonntag ab 18.00 Uhr mit einem Live-Ticker über die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft.