LONDON. Der britische Premierminister David Cameron hat angekündigt, ein mögliches Verbot der Moslembruderschaft zu prüfen. Ein Bericht über die Rolle der radikalen Islamorganisation im internationalen Terrorismus wurde vom britischen Botschafter in Saudi-Arabien, Sir John Jenkins, angefordert. „Der Premierminister hat eine Untersuchung angeordnet, um ein besseres Verständnis der Moslembruderschaft und ihrer Werte zu bekommen – und ihre Verbindungen zum Extremismus”, zitiert der Guardian aus Regierungskreisen.
Hintergrund ist ein Bericht des Telegraph vom Januar, demzufolge die islamische Massenorganisation ihre Strukturen zunehmend nach Europa, namentlich nach Großbritannien, auslagert. Im September wurde die Moslembruderschaft in ihrem Heimatland Ägypten von der Militärregierung verboten. Mehrere tausend Anhänger befinden sich seitdem auf der Flucht oder im Gefängnis. Zuvor war nach knapp einjähriger Amtszeit Staatspräsident und Moslembruder Mohammed Mursi abgesetzt worden.
Saudi-Arabien ist treibende Kraft
Auch in Saudi-Arabien, welches bei früheren Verboten der Moslembruderschaft in Ägypten noch als Rückzugsraum diente, sehen sich die radikalen Moslems zunehmend Verfolgungen ausgesetzt. Erst im März stufte das islamische Königreich die Bruderschaft als Terrororganisation ein. Der vom saudischen Königshaus geförderte, staatstragende Wahabismus steht teilweise in Konkurrenz zur von der Moslembruderschaft vertretenen Ideologie einer islamischen Revolution.
Der jüngste Vorstoß des britischen Premierministers wird vom Telegraph entsprechend in Verbindung mit einem Waffenvertrag gerückt, den Saudi-Arabien mit dem britischen Rüstungskonzern BAE über die Lieferung von 72 Eurofightern geschlossen hat. Die britischen Geheimdienste MI5 und MI6 sollen nun mögliche Verbindungen der Moslembrüder zu einem Bombenattentat beleuchten, dem während der Regierungszeit Mursis drei Menschen im südlichen Sinai zum Opfer fielen. (FA)