BERLIN. Die Provokation der „Konservativ-subversive Aktion“ anläßlich der Präsentation des neuen Buches von Günter Grass in Hamburg hat ein breites Medienecho hervorgerufen. Nachdem bereits das ZDF und das Deutschlandradio Kultur über die Aktion berichteten, legten heute mehrere Zeitungen nach.
Eine Gruppe um Götz Kubitschek hatte mit Transparenten und Zwischenrufen Günter Grass bei der Lesung aus seinem autobiographischen Roman gestört und dem Schriftsteller Nebelkerzenprosa vorgeworfen – eine Anspielung auf sein spätes Geständnis vor zwei Jahren, als Graß anläßlich der Präsentation von „Beim Häuten der Zwiebel“ bekannte, in den letzten Kriegsmonaten bei der Waffen-SS gedient zu haben.
Eckhard Fuhr berichtete in der Welt von einer „Handvoll Aktivisten“, die dazu aufgerufen habe, „Günter Grass als moralische Instanz vom Sockel zu stoßen“. Die Protestaktion hätte den Abend aber nicht wirklich gestört. Schließlich hatte sich im Theater „der Grass geneigte Teil des hanseatischen Bildungsbürgertums versammelt und ließ sich die Premiere nicht von einigen ‘konservativen’ Sponti-Nachahmern verderben“.
„neurechts-aktionistisches Gedankengut“
Auch Dirk Knipphals erwähnt in seiner Besprechung des Abends in der taz die Aktion. Bei den Störern habe es sich um eine „obskure ‘konservativ-subversive’ Gruppe mit neurechts-aktionistischem Gedankengut“ gehandelt. Knipphals deutet jedoch zumindest an, daß bei Schriftstellern in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird.
An einer Stelle seines Artikels heißt es: „So wie Martin Walser nach seiner Friedenspreisrede der Schlußstrichvorwurf könnte Grass nun nach seiner verspäteten SS-Einlassung der Verschleierungsvorwurf begleiten.“
Die Hamburger Morgenpost schrieb von rechten Störern, deren Pöbeleien die Premierenlesung von Grass überschattet hatten. Ziel solcher Aktionen sei „die Beschädigung der moralischen Instanz Günter Grass“.
Kubitschek mit dem Ergebnis zufrieden
Andere Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder Berliner Zeitung brachten einen Bericht der Nachrichtenagentur dpa, in dem ebenfalls ausführlich auf die Konservativ-subversive Aktion eingegangen wurde.
Götz Kubitschek wertete die Aktion gegenüber der JUNGEN FREIHEIT als Erfolg. „Das zeigt uns, daß man auch mit geringem Aufwand auf seine Anliegen aufmerksam machen und sich Gehör verschaffen kann“, sagte er.
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