MAGDEBURG. Sachsen-Anhalt und die Unesco haben sich vorläufig darauf geeinigt, den im traditionalistischen Stil gefertigten Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom zu behalten. Gutachter hatten in der Vergangenheit immer wieder moniert, daß das Werk den Blick auf ein mittelalterliches Figurenensemble versperre. Die Unesco stimmte nun der Ausstellung des Altars bis zum Sommer 2025 zu.
Der Cranach-Triegel-Altar kehrt zurück! #UNESCO hat heute 🟢 Licht für eine Ausstellung im Westchor des Naumburger Doms bis 7/2025 gegeben. Eine gute Nachricht für Kunstliebhaber und Besucher! Bis Dez. ist der Altar noch im Stift Klosterneuburg, Wien.
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„Aus Sicht des Landes ist sehr zu begrüßen, daß nun für den Moment Klarheit herrscht“, lobte der sachsen-anhaltinische Kulturminister Rainer Robra (CDU) die Übereinkunft in einer Pressemitteilung am Dienstag. Auch der Direktor des Naumburger Domstifts, Holger Kunde, zeigte sich erfreut über den Verbleib des Kunstwerks im Dom.
Marienaltar fällt 1541 reformatorischem Bildersturm zum Opfer
„Wir sind überglücklich über die Heimkehr des Altarretabels und bedanken uns herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Welterbezentrum in Paris und der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt“, sagte Kunde.
Der Streit zwischen dem Domstift und der Unesco hatte sich seit Sommer vergangenen Jahres hingezogen, als der vom Leipziger Maler Michael Triegel gestaltete Marienaltar im evangelischen Kirchenbau aufgestellt wurde. Das 1519 zunächst von Lucas Cranach dem Älteren gefertigte Werk fiel 1541 dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer. Das Mittelstück des Altars wurde nun von Triegel in einem an die Kunst der italienischen Renaissance erinnernden Stil ersetzt.
Domstift freut sich über hohe Besucherzahlen
Seither konnte sich der Domstift über hohe Besucherzahlen freuen. 2022 besuchten fast 120.000 Menschen den Kirchenbau. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 hatten rund 98.000 beziehungsweise knapp 80.000 Menschen den Kirchenbau besucht.

„Wir sind auf einem sehr guten Weg, was die Entwicklung der Besucherzahlen angeht“, kommentierte Domstiftsdirektor Kunde die Zahlen. Das Marienretabel habe ein sehr großes Interesse hervorgerufen. Aber auch das Neun-Euro-Ticket habe vergangenes Jahr für ein starkes Besucheraufkommen gesorgt.
U-Boot in Kirche löst keine Empörung aus
Während über den traditionalistischen Marienaltar in Sachsen-Anhalt gestritten wurde, riefen Installationen moderneren Typs kaum öffentliche Aufregung hervor. In der Münchner Erlöserkirche wurde 2021 beispielsweise ein gelbes U-Boot aufgehängt, um die „Grenzen zwischen Realität und Traum“ aufzuzeigen.
Ebenfalls in dem evangelischen Gotteshaus wurden unter dem Motto „Spring Again“ zuvor sechs Meter hohe, an Frühlingszwiebeln erinnernde Skulpturen aufgestellt, um sich auf „vielschichtige Weise mit dem Symbolhaften der Kunst“ auseinanderzusetzen.
Bertelsmann-Studie: Viele Christen kehren Kirche den Rücken
Unterdessen hat sich die Kirchenflucht auch im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt. 2022 hatten die beiden deutschen Volkskirchen jeweils mehr als 500.000 Mitglieder verloren. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vom vergangenen Dezember gaben vor allem jüngere Menschen an, zwar noch an Gott zu glauben, sich aber in der Kirche nicht mehr gut aufgehoben zu fühlen. 92 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, daß „man auch ohne Kirche Christ sein“ könne.
Nicht nur, aber insbesondere Katholik:innen und jüngere Kirchenmitglieder in 🇩🇪 haben in letzter Zeit über einen #Kirchenaustritt nachgedacht. Wie die Kirchen sich in dieser Situation neu aufstellen könnten, erläutern wir im #Religionsmonitor2023. (fw) https://t.co/u6dWUhlJBU pic.twitter.com/45gHUf1Mvu
— Bertelsmann Stiftung (@BertelsmannSt) December 15, 2022
(fw)