Gesetzesinitiative: Debatte um Sterbehilfe spaltet Große Koalition

Schwererkrankte Frau: Union will Beihilfe zur Sterbehilfe verbieten Foto: dpa

Gesetzesinitiative

Debatte um Sterbehilfe spaltet Große Koalition

Im Bundestag zeichnet sich eine heftige Auseinandersetzung um organisierte Sterbehilfe ab. Führende Unionspolitiker wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Fraktionschef Volker Kauder (CDU) wollen diese Form der Beihilfe zum Suizid gesetzlich verbieten.

BERLIN. Im Bundestag zeichnet sich eine heftige Auseinandersetzung um organisierte Sterbehilfe ab. Führende Unionspolitiker wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Fraktionschef Volker Kauder (CDU) wollen diese Form der Beihilfe zum Suizid gesetzlich verbieten.

Widerspruch kommt nun von der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann. Sie halte ein solches Verbot für ein „verheerendes Signal des Gesetzgebers an die Bürger“, sagte sie der Welt. Schon heute wagten es viele schwerkranke Menschen nicht, mit ihrem Arzt vertrauensvoll über eine Beendigung ihrer Leiden zu sprechen. Ärzte befürchteten, sie würden sich strafbar machen.

Sterbehilfevereine arbeiten in gesetzlicher Grauzone

Zudem habe dieses Thema nichts im Strafrecht zu suchen. Der Bundestag müsse nach anderen Wegen suchen, um die problematische Tätigkeit von Sterbehilfe-Vereinen einzuschränken oder zu unterbinden. Ein Verbot würde etwa der Schweizer Organisation „Dignitas“ weitere Kunden zutreiben, befürchtet die SPD-Politikerin.

Noch weiter geht der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka. Gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung sprach er sich für die Zulassung ärztlicher Sterbehilfe aus. Derzeit ist die aktive Sterbehilfe in Deutschland grundsätzlich verboten. Die Beihilfe zum Suizid, etwa durch den Verkauf tödlicher Medikamentencocktails, ist dagegen bisher nicht strafbar. (idea/ho)

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Kommentare

JF Leser sagt:

7. August 2014 um 12:20 Uhr

Ich werde auf alle Fälle bei Gericht, bei einem Arzt oder sonstwem nachfragen, ob ich sterben darf, wenn ich das möchte.
Ich werde mich vorher auch darüber schlau machen, welche Todesarten erlaubt und welche mir der Gesetzgeber oder irgendeine Ethikkommission verbietet!!
Karl Brenner sagt:

7. August 2014 um 6:55 Uhr

Schwer zu sagen, was hier die richtige Entscheidung ist.
Es gibt unterschiedliche Ansichten und religiöse Vorstellungen in Deutschland.

Und es geht um die Frage, was auf deutschen Boden möglich sein soll.

Ich tendiere hier zu der Auffassung der Katholiken.

Aber die Frage, ob ich diese Ansicht allen anderen Menschen überstülpen darf, ist schon schwierig.

Bei den Grünen & etc sind solche Zweifel sicher unbekannt.
(s. Veggieday, Abtreibung, Deutsche Geld in der Welt verteilen)

Vielleicht kommt man mit der jetzigen Situation sehr gut aus,
Thomas Marx sagt:

6. August 2014 um 14:25 Uhr

"Sterbehilfe" besteht bei uns darin, daß auf Intensivstationen "aggressive" Therapie nicht weitergführt wird bezieungsweise neu auftretende Komplikationen wie Infektionen nicht behandelt werden. Schmerztherapie wird weitergeführt, so wie die Ernährungstherapie, deren Einstellung als unethisch gilt. Patienten mit terminalen Krebserkrankungen erhalten morphinartige Schmerzmittel oder Morphium in ansteigenden Dosierungen so lange, bis sie an den Nebenwirkungen des Morphiums oder an der Grunderkrankung selbst sterben, ohne dabei Schmerzen zu erleiden. Das ist völlig legal und wird überall so gehandhabt. Aus Angst vor dem bürokratischen Aufwand machen das manche Niedergelassene nicht. Das ist ein Fehler der Niedergelassenen, nicht des Systemes selbst. Daran muss man etwas ändern. Nicht an einem System, das funktioniert.
1. JF Leser sagt:
  
  7. August 2014 um 12:15 Uhr
  
  Werter Thomas Marx.
  Die Niedergelassenen müssen über jedes mg Morphin u.a. O-Derivate Meldung machen.
  Soweit ich weiß dürfen die auch nicht beliebig große Mengen verabreichen.
  Vorgeschrieben sind auch die Tages-Höchstdosen.
  Für die stationäre Behandlung gelten andere Vorschriften.
  Da gibt es – glaube ich – keine Beschränkungen wie für die niedergelassenen Ärzte.
  Ob das inzwischen geändert wurde, weiß ich nicht.
  1. Thomas Marx sagt:
    
    7. August 2014 um 15:06 Uhr
    
    Dosierungsbeschränkungen gibt es nicht, weder für Klinikärzte, noch für Niedergelassene, noch für Notärzte. Das ergibt sich schon allein daraus, daß BtMs nicht nur für Schmerztherapie, bei der die Art des Schmerzes die Höhe der Dosierung bedingt, sondern auch für Narkosezwecke eingesetzt werden, bei denen die Dosierungen zehnmal so hoch sind. Nur die Art der Verordnung und der Abrechnung ist anders. Was Krebspatienten in finalen Stadien betrifft, die man nur zu Hause findet, sind die meiner Erfahrung nach voller Metastasen, haben maligne Pleuraergüsse und starke Schmerzen. Diese befinden sich bereits in einer Art Todeskampf und werden nur durch den daraus resultierenden Stress noch am Leben erhalten. Wenn man ihnen diesen Stress nimmt, dann sterben diese Menschen bereits bei Dosierungen, bei denen wir beide nicht mal mit der Wimper zucken würden. Wenn man das diesen Patienten sagt und ihnen Zeit gibt, sich vob ihren Angehörigen zu verbschieden, habe ich noch keinen gesehen, der die Alternative, zum Intensivpatienten gemacht zu werden und dort zu sterben, vorgezogen hätte. Diese Menschen haben sich auf ihren Tod vorbereitet und es gibt keinen Grund, diesem Wunsch zu widersprechen
    1. Thomas Marx sagt:
      
      7. August 2014 um 15:45 Uhr
      
      Sie müssen sich auch einmal darüber belesen, wie sogenannte Sterbehilfeorganisationen wie "Exit" oder "Dignitas" arbeiten. Die verkaufen ihren Opfern heliumgefüllte Gummikappen und erzählen ihnen, das wäre ein schmerzloser Tod. In Wirklichkeit ersticken diese Patienten qualvoll weil Helium unter atmosphärischen Bedingungen keinerlei schmerzstillende Wirkung hat. Wenn man den Menschen auch noch erzählt, es gäbe dazu keine Alternative, nur um an ihr Geld zu kommen, dann ist das zumindest Betrug, auch wenn das reine Verkaufen dieser Tötungsinstrumente straffreie Beihilfe zum Selbstmord darstellt. "Medizinische Gase", zu denen auch Helium gehört, ist übrigens seit über 20 Jahren das Feld, mit dem ich mich beruflich wissenschaftlich beschäftige.
Kursachse sagt:

6. August 2014 um 13:34 Uhr

Lieber Kolkrabe, es ist als Nichtbetroffener schwer einzuschätzen, ob Schmerzen allerschlimmster Natur in jedem Fall beherrschbar sind. Ich möchte es hoffen, plädiere auch ausdrücklich dafür, jedem todkranken Leidenden einen Platz in einem Sterbehospiz zu geben. Aber was ist, wenn alle Mühe, das Leiden zu beherrschen, vergeblich sind?
Warum sollte es den Betroffenen nicht selbst überlassen bleiben, ob sie ihr (hoffnungsloses) Leben fortsetzen wollen oder nicht? Natürlich besteht die Gefahr, dass Angehörige der Selbsttötung aus niedrigen Motiven Vorschub leisten. Aus diesem Grund, so meine ich, sollte ein medikamentös eingeleiteter Suizid auch nur nach richterlicher Verfügung, die sicher stellt, dass er auch wirklich des Patienten Wille – zugelassen werden.
1. Corvus Corax sagt:
  
  6. August 2014 um 21:58 Uhr
  
  Sie haben einen sehr wichtigen Hinweis gegeben: die richterliche Verfügung.
  
  Und bei dem diesbezüglichen Gespräch des Richters mit dem Patienten haben Angehörige bzw. Betreuer abwesend zu sein.
Corvus Corax sagt:

6. August 2014 um 12:15 Uhr

Kein Sterbenskranker bräuchte bis zu seinem Tod an Schmerzen zu leiden, noch das Gefühl von Würde-Verlust zu ertragen.

Jedoch: Sterbehilfe ist ja wesentlich kostengünstiger als die Betreuung in einem Sterbe-Hospiz.

Ich befürchte, daß die moralische Abschaffung Deutschlands noch schneller als die ethnische vonstatten geht.
1. JF Leser sagt:
  
  7. August 2014 um 12:23 Uhr
  
  Da gibt es doch die Rentnerschwemme.
  Und leere Rentenkassen.
  Sterbestationen wie im Film "Soylent Green" wären doch angenehm.
Kursachse sagt:

6. August 2014 um 11:25 Uhr

Liebe Kersti Wollnow, der Schwangerschaftsabbruch ist eine Sache für sich und sollte nicht ohne weiteres als "Mord" bezeichnet werden. Er wäre es, wenn ein Fötus, der weniger als 12 Wochen alt ist, in vollumfänglichem Sinn als Mensch gelten könnte. Ist das aber so? Ich zweifle. Soweit mir bekannt ist, wurde eine Abtreibung sogar im christlichen Mittelalter nicht wie ein Mord geahndet, weil man der Ansicht war, dass die Seele erst nach einigen Monaten in den Fötus einzieht. Dass die Entscheidung über eine Abtreibung nicht ausschließlich von egoistischen Motiven der Kindseltern diktiert sein sollten, wie es leider häufig der Fall ist, steht auf einem anderen Blatt.
1. Kersti Wolnow sagt:
  
  6. August 2014 um 11:54 Uhr
  
  Lieber Kursachse, es gab einmal einen interessanten Artikel in der JF, wo beschrieben war, daß behinderte Kinder auch älter sein dürffen bei einer Abtreibung, ich glaube, bis zur 24. Woche. Ich hatte einmal eine Fehlgeburt in der 24. Woche, das war damals ein wunderschönes kleines Mädchen, voll ausgebildet, aber leider tot. Da sind die schon fertige Menschlein.
  Die egoistischen Motive, die Sie erwähnen, haben ihren Grund im Zeitgeist, Sorglosigkeit und Schlamperei bei der Verhütung und die Angst vor Verzicht, wenn das Kind da ist, man will ja reisen, ein schickes Auto, angeben vor den Nachbarn.
  Ich weiß auch, wie egalitär viele bei ihren Haustieren sind, in der Urlaubszeit bindet man das Tier am TH an oder setzt es aus. Von Verantwortung ist bei vielen keine Rede mehr. Wie soll das werden, wenn diese wertelosen Menschen über den Tod einer alten und kranken Person, die sich nicht wehren kann, zu entscheiden haben?
  1. JF Leser sagt:
    
    7. August 2014 um 12:26 Uhr
    
    Die meisten Abtreibungen werden aus rein egoistischen Gründen vorgenommen.
    Richtig, Frau Wolnow,
    es ist der Zeitgeist, die Wegwerfgesellschaft.
    Da landet auch schon mal ein Neugeborenes auf dem Müll.
Kersti Wolnow sagt:

6. August 2014 um 9:50 Uhr

Jetzt drehen sie an dem Rad, nachdem sie den Kindsmord gesetzlich festgegossen haben. Auch da sind Bequemlichkeit und Mißbrauch gegeben, bei den Alten wird es die Geldgier der Erben sein, der dem Mißbrauch Tür und Tor öffnet. .
Kursachse sagt:

6. August 2014 um 4:57 Uhr

Die Gefahr, dass Angehörige die Ihnen zur Last gewordenen schwerkranken Angehörigen mittels Sterbehilfe entsorgen, besteht durchaus. Und doch wäre es unmenschlich, schwer leidenden Todeskandidaten, die sterben wollen, aber zur Ausführung eines Suizids nicht mehr imstande sind, die Hilfe zu verweigern. Der Arzt steckt da in einem Dilemma: Aktiv töten darf er nicht, das widerspricht seinem Berufsethos, aber leiden lassen, sollte er auch nicht, das widerspricht dem Geist der Empathie. Warum deshalb nicht alles bei der bisherigen Regelung belassen? Aktive Sterbehilfe sanktionieren, aber Beihilfe zum Suizid, wenn sie denn vom Patienten ausdrücklich gewollt wird, straffrei stellen? Das ist zwar nur ein Kompromiss, aber angesichts der schwierigen Sachlage die bestmögliche Lösung.
Michi sagt:

6. August 2014 um 2:19 Uhr

Was für ein kurzsichtiges, ungeheuerliches, perverses Geschwätz, mit dem Arzt die Hinrichtung 'vertrauensvoll besprechen', als 'Privatsache'!!!:
Wer jemals im Bekanntenkreis erlebt hat, wie eine alte Frau systematisch unter Druck gesetzt wurde, um endlich ans Erbe zu kommen – der kann nur dringendst gegen jede Zulassung von Sterbehilfe, also legitimiertem Mord, plädieren, denn diese Verwandtschaft hätter sicher auch 'bezeugt', die alte Dame wolle endlich 'Sterbehilfe'.
Wer jemals bei einer Verwandten mitansehen mußte und es aus äußeren Gründen leider nicht hindern konnte, wie diese sich aus bloßer Panik vor einer schweren Krankheit, obwohl völlig schmerzfrei und noch behandelbar, zu Tode gebracht hat – der kann nur dringendst gegen jede Zulassung von Sterbehilfe, also legitimiertem Mord, plädieren.
Die Gefahren des Mißbrauches aller Art sind hier so ungeheuer groß und die Betroffenen sowieso derartig abhängig und hilflos und das Ergebnis irreversivel – daß man nur dringendst jeden warnen kann, hier die Büchse der Pandora zu öffnen.
Wer dieser Art des Mordes ein Türchen öffnet, der findet sich in derselben Tötungsflut, die seit Jahrzehnten unter dem Titel 'Abtreibung' betrieben wird
1. Ernest sagt:
  
  6. August 2014 um 16:45 Uhr
  
  Führen Sie sich einmal den §211 StGB zu Gemüte und erkennen Sie, welch unsinniges Geschwätz Sie hier verbreiten. Zum Mord gehören niedere Beweggründe, Heimtücke oder Grausamkeit oder gemeingefährliche Mittel.
  
  Der Begriff Hinrichtung trifft es ebensowenig. Der Delinquent will im allgemeinen nicht, daß der Staat ihn hinrichten läßt. Bei der Sterbehilfe verhält es sich genau umgekehrt. Der Patient will sterben, der Staat läßt ihn aber nicht.
  
  Euthanasie bedeutet im Griechischen der gute, richtige, leichte, schöne Tod. Wer den schlechten, falschen, schweren, häßlichen bevorzugt, soll ihn bekommen. Ich werde nicht hereinreden, genau so, wie ich mir nicht bei der Wahl der angenehmeren Variante hereinreden lassen will.
  1. Michi sagt:
    
    6. August 2014 um 17:15 Uhr
    
    Werter Ernest,
    
    ich pflege meine moralischen Begriffe nicht nach der gerade aktuellen Fassung eines Strafgesetzbuches zu definieren – da wäre schon längst Ausverkauf.
    
    Ansonsten ist Ihnen ja wohl bewußt, daß der Begriff 'Euthanasie' als Tarnbegriff für Mord und Hinrichtung von Behinderten erfunden wurde. Mit Tötungsabsicht aus niederen Beweggründen, inklusive Heimtücke und fehlender Zustimmung der Betroffenen.
    
    Mit der Wahl dieses Begriffes haben Sie sich also selbst widerlegt.
    Aber es ist damit völlig offenbar, wo wir ankommen, wenn wir in dieser Richtung erst mal anfangen.
    
    Im übrigen ist 'leichter' oder 'schwerer' Tod, wie 'leichtes' oder 'schweres' Leben, weithin auch – auch – eine Frage der inneren Einstellung.
    Auch der religiösen: Wissen Sie wirklich sicher, daß hinterher nicht noch ein Gericht kommt? Allerdings ein anderes als das Ihres StGB. Das Selbstmord oder Anstiftung zur Ermordung vielleicht gar nicht goutiert.
    Bei den Letzten Dingen sollte man ein bißchen vorsichtig sein!
    
    Ich habe hier nur eine,aber sehr große!, Angst:
    Daß ich am Ende von Leuten mit Ihrer Einstellung als Arzt oder Pfleger oder Betreuer abhängig bin und hilflos das Schlimmste befürchten muß!!!
    1. Ernest sagt:
      
      6. August 2014 um 20:56 Uhr
      
      Originelle Idee, die Begriffe Mord und Hinrichtung nach eigenem Gusto umzudefinieren, um sie dann im Kampf gegen Andersdenkende einzusetzen. Einfacher geht's nicht. Gemäß dieser Logik könnten Sie ein Stück Seife auch Preßkohle nennen. Das kann Ihnen keiner verbieten. Ist das aber sinnvoll und weiterführend?
      
      Das Argument, Diktatoren hätten die Euthanasie mißbraucht ist ebenfalls nicht wirklich neu. Die haben auch mit Messer und Gabel gegessen. Dürfen wir unsere Nahrung deshalb nur mit den bloßen Fingern verspeisen? Die Euthanasie wurde von den alten Griechen erfunden, lange bevor einige der heutigen Weltreligionen überhaupt die Bühne betraten.
      
      An Ihrer Stelle würde ich mir auch eher Gedanken darüber machen, wie es sich anfühlt, unter Schmerzen unheilbar krank, monate- oder gar jahrelang dahinzuvegetieren, ohne daß ein Arzt Sie erlösen darf. Ärzte und die Pharmaindustrie haben im allgemeinen ohnehin Interesse daran, daß Patienten lange leben. Ein Toter generiert kein Einkommen.
      1. Michi sagt:
        
        7. August 2014 um 14:28 Uhr
        
        Eid des Hippokrates, die nicht gutmenschlich verwässerte Originalfassung:
        
        §3
        Auch werde ich niemandem ein tödliches Mittel geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.
        (Übersetzung: H. Diller)
        
        Soviel zu den alten Griechen und Euthanasie. Man wußte schon damals, wie zentral es ist, Todesbeschleunigung und Abtreibung ausdrücklich zu sanktionieren.
        Es lebe also der Fortschritt unserer Zivilisation in Heuchelei.
        
        Politik, Rentenkassen und manche Verwandtschaft sind übrigens höchst interessiert an zügigem Ableben sogenannt nutzloser Kostenverursacher und Erbschaftsverhinderer.
        
        Haben Sie eigentlich bei Ihren Thesen schon einmal selbst mit Schwerstbehinderten und Schwerstpflegefällen zu tun gehabt? Erlebt, wie sehr auch solche Menschen noch am Leben hängen?
        Ich wünsche Ihnen, daß Sie nie in die Lage kommen mögen, vielleicht post mortem zu erfahren, daß Sie ohne Ihren Selbstmord noch länger hätten leben oder geheilt werden können. Oder hilflos erleben müssen, wie Sie ermordet werden. Vielleicht, weil Sie nicht mehr in der Lage sind, eine leichtfertige Patientenverfügung zu widerrufen.
Michael Schwarz sagt:

6. August 2014 um 1:03 Uhr

Gutmenschliche Parallelen:

Wie war das noch mal mit der Abtreibung?

1) Zuerst hatte man ein Herz für Gebärende, die ohne Abtreibung wohl gestorben wären ( wobei das ja noch jeder nachvollziehen kann)
2) Dann ein Herz für Frauen, die durch eine Verwaltigung schwanger wurden
3) Dann ein Herz für alle Schwangeren, die ihr Kind nicht wollten
4) Dann ein Herz für Abtreibungskliniken, denen man Protestdemos von Abtreibungsgegnern vor ihren Toren nicht zumuten wollte
5) Dann ein Herz für das von jedem Demokraten zu respektierende sog. Menschenrecht auf Abtreibung
6) Und in Belgien oder Holland hat man schon ein Herz fürs Töten nach der Abnabelung.

Und wie wird das sein mit multimorbiden alten Leuten?

Sobald die Schleusen für die Giftspritze einmal geöffnet sind, werden auch hier schrittweise alle Hemmungen fallen.
In die Fortentwicklung der Palliativmedizin wird ja jetzt schon beschämend wenig Geld investiert, Geld, das Gelbschwarzrotrotgrün und das törichte und gewissenlose Wahlvolk ja lieber für allerlei Unfug verballert wissen wollen.
1. Mbcasonue sagt:
  
  6. August 2014 um 10:52 Uhr
  
  Sehr gut, danke Herr Schwarz.
2. JF Leser sagt:
  
  7. August 2014 um 12:37 Uhr
  
  Herr Schwarz.
  Ich bin ganz bei Ihnen.
  M.E. konditioniert man die Menschen auf diese Weise geistig-moralisch.
  Allerdings möchte ich nicht Richter sein über Jene, die sich bei vollem Bewusstsein für den egenen Tod entscheiden.
  Für mich persönlich steht schon lange fest:
  Sollte ich in die Lage kommen und es ist abzusehen, dass ich bei längerem Zuwarten keinen "schönen" Tod haben werde, dann werde ich MEINE Entscheidung treffen.
  Ich werde nicht warten bis zur schmerzverzerrten Bewusstlosigkeit!
Inländerfreund sagt:

5. August 2014 um 23:24 Uhr

In Bezug auf Deutschland wird jedenfalls schon organisierte Sterbehilfe geleistet.
Herbert Wuchtig sagt:

5. August 2014 um 23:13 Uhr

Als Christ werde ich zwar nicht die aktive Sterbehilfe befürworten, andererseits muss es aber auch die freie Entscheidung jedes Einzelnen bleiben, ob er sich durch eigene Hand aus diesem Leben verabschiedet oder anderen dabei behilflich ist. In diesem Punkt sehe ich daher keinen Reformbedarf.

Wer hier lauthals nach staatlichen Restriktionen ruft, sollte sich auch fragen, ob dieser Staat alles dafür tut, dass mit vollem Einsatz die Bekämpfung schwerer und lebensbedrohlicher Krankheiten erforscht wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies nicht der Fall ist. Vielmehr hilft dieser Staat den Krankheitsgewinnlern, sich ihre Taschen zu füllen.
Gabriele.N. sagt:

5. August 2014 um 18:19 Uhr

Die grundrechtlich garantierte Menschenwürde gilt nicht nur für die Geburt und das Leben, sondern auch für einen würdevollen Tod. Wenn der Betroffene für sich durch eine Patientenverfügung oder Ähnlichem bestimmt wann "Schluss" ist, sollte das gesetzlich möglich gemacht werden. Damit wird auch für handelnde Ärzte endlich Rechtssicherheit geschaffen.
DenkBar sagt:

5. August 2014 um 18:12 Uhr

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Darauf beziehen sich absolute Gegner von Sterbehilfe gerne.

Zum Menschen gehört sein Leben, und zum Leben das Sterben. Und was ist bedeutsamer für die Würde des Menschen als seine Selbstbestimmtheit, im Leben wie im Sterben?

Es wird nicht leicht sein, sich einen rechtlich verlässlichen, Missbrauch minimierenden Weg durch das Minenfeld der Sterbehilfe zu bahnen. Ihn im Vorfeld aber auszuschlagen aus Angst vor Missbrauch, missbraucht selbst die Angst vor Missbrauch für's Nichtstun und macht sich damit auch schuldig an der Würde des Menschen, selbstbestimmt leben und sterben zu können.
1. Andreas Bavaria sagt:
  
  5. August 2014 um 21:12 Uhr
  
  Die Risiken wären vernachlässigbar, hätte sich nicht bereits eine starke Lobby breitgemacht, die es zum Bestandteil der Menschenwürde hochstilisiert, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, qualifizierte Beihilfe zum Suizid in Anspruch zu nehmen, unter Kriterien, die der Betroffene selber definiert.
  Das Problem ist, dass diese Kriterien unweigerlich auf andere Fälle Übertragung finden. Schon gelten alte Menschen, die „einfach nicht sterben wollen“, als Belastung, und die Gunther Sachs'e dieser Welt als Heroen, weil sie den rechtzeitigen „Absprung“ schafften.
  Wer könnte einem todkranken, schwerleidenden Menschen den Wunsch versagen, von seinen Leiden erlöst zu werden? Aber ich behaupte, dass in jedem anderen Fall Staat und Gesellschaft mit aller Macht dem Schutz des Lebens Vorrang gewähren *müssen*. Längst erodiert dieser Schutz in Deutschland, und er wird es noch weiter, wenn sich nach einem Vierteljahrhundert staatl. sanktionierter Euthanasie die ersten Palliativpatienten gegen zudringliche Ärzte und gutmeinende (?) Angehörige erwehren müssen, die sie dazu überreden wollen, sich einschläfern zu lassen. Denn das *ist* bereits die Realität etwa in Belgien und den Niederlanden.
  1. Andreas Bavaria sagt:
    
    5. August 2014 um 21:23 Uhr
    
    Nachtrag:
    
    Hat sich eine solche Kultur erst einmal etabliert, so sagen es ernstliche wissenschaftliche Publikationen voraus, werden noch Auswüchse folgen, die uns das fürchten lehren, falls wir dazu überhaupt noch in der Lage sind. Denn einmal gewährte Befugnisse, ob rechtlicher oder moralischer Natur, werden selten jemals wieder zurückgenommen.
    
    Mir scheint, dass die meisten Befürworter der sog. aktiven Sterbehilfe entweder selber das angebliche Siechtum fürchten (das mitunter erst im Auge des fremden Betrachters zu einem solchen wird), oder, und hier besteht ein Zusammenhang, ihre Meinung auf Erlebnissen in ihrem familiären Umfeld beruht. Aber wollten im letzteren Falle diese Menschen wirklich sterben?
    
    Die im Grundgesetz verankerte Garantie der Menschenwürde verbietet es, Menschen aktiv daran zu hindern, dem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Doch sie gebietet es nicht, die Beihilfe zu einer solchen Tat zu erlauben.
    1. DenkBar sagt:
      
      6. August 2014 um 10:34 Uhr
      
      @ Andreas Bavaria
      
      Ihr gesamter Beitrag ist ein perfektes Beispiel für das, vor dem ich eingangs warnte: Die Angst vor Missbrauch wird selbst missbraucht für's Nichtstun, womit man sich dann selber schuldig macht an der Würde des Menschen.
      
      Besonders offensichtlich wird dies, wenn Sie jenen Menschen, die – noch – die Möglichkeiten haben, sich aktiv selbst das Leben zu nehmen, genau dieses Recht explizit einräumen, es aber Menschen, die dazu nicht – mehr – in der Lage sind, explizit vorenthalten.
      
      Mag das holländische Euthanasiegesetz noch Missbrauchslücken aufweisen, die man noch stringenter regeln könnte – Zustimmung. Wer aber aus Angst vor Missbrauch nicht bereit ist, bestmögliche rechtliche Rahmenbedingungen für aktive Sterbehilfe zu schaffen, macht sich strafbar an der Würde von Menschen wie Diane Pretty, die genau so qualvoll sterben mussten, wie sie es nicht wollten.
2. JF Leser sagt:
  
  7. August 2014 um 12:39 Uhr
  
  Werter Benkbar.
  Selbstbestimmtheit im Leben wie im Sterben.
  Genau dies ist meine Haltung.
Egon Olsen aus Absurdistan sagt:

5. August 2014 um 18:10 Uhr

Ich wünsche mir, dass die jenigen, die eine Sterbehilfe verweigern, elende Leiden
und in ihren eigenen Dreck abkratzen. Wer schon einmal gesehen hat, wie ein
unheilbarer Mensch mit wahnsinnigen Schmerzen leidet oder Jahre im Koma liegt,
kann diese Verweigerer in der Politik nur verachten. Meiner Mutter erging es leider so.
Ein Tier lässt man nicht leiden, da wird ein Schuss oder eine Spritze angesetzt, ein
Mensch hingegen ist bei diesen Politikern noch weniger wert. Das nennt man dann
Christen.
Konrad Twiel sagt:

5. August 2014 um 17:27 Uhr

Die "gemeinsamen Grundwerte" existieren nicht.
Wir sind ein vielfältig gespaltenes Land und spalten uns täglich weiter.

Die Ausführungen der roten Carola entsprechen dem üblichen Muster: Da die armen, hilflosen, diskriminierten, unterdrückten Menschen (Krokodilstränen nach Schauermärchen), dort die gefühllosen "konservativen Kräfte".

Was ist das "Gute" am Bösen? Die Verpackung! Es kommt eine Mogelpackung nach der anderen! Am Ende werden die "teuren" (!) Alten einfach entsorgt.
Andreas Bavaria sagt:

5. August 2014 um 17:13 Uhr

Der Tod ist nie „würdevoll“! Ein Verhalten á la Gunter Sachs, der sich „würdevoll“ den Kopf wegbläst und seinen Liebsten, denen er ja nur nicht zur Last fallen mag, die Sauerei hinterlässt, ist lediglich Ausdruck einer der unseligsten Entwicklungen der Moderne; unwiederbringliche Werte werden geopfert auf dem Altar des ‚Individualismus‘, selbst das eigene Sterben muss inszeniert werden.

Vor wenigen Jahren war ich selbst noch todkrank und hätte beide Arme und Beine gegeben, um weiterleben zu dürfen. Was aber mit Menschen, die sich an das Leben klammern, in solchen Gesellschaften passiert, die „Sterbehilfe“ nonchalant sanktionieren, kann man z.B. in Belgien beobachten, wo Betroffenen schon mit Unverständnis begegnet und suggeriert wurde, eine Belastung für sich selber und andere zu sein. Und die lassen sogar Sterbehilfe für Kinder zu! Als hätte ein Kind eine Vorstellung vom Tod, auf der sich eine solche Entscheidung gründen ließe…!

Wir leben bereits in einem Land, in dem man unerwünschte Ungeborene „wegmacht“, zu ihrem vermeintlichen besten. Sollen wir auch in einem Land leben, indem man unerwünschte Lebende „wegmacht“, zu ihrem vermeintlichen besten?
1. theGerman sagt:
  
  5. August 2014 um 21:58 Uhr
  
  Wie immer im Leben, jedes extreme Verhalten ist nicht gut. Jeder Mensch sollte meiner Meinung nach immer das Recht haben, über sein Leben selbst zu entscheiden und dafür auch die gesetzlichen Möglichkeiten besitzen, ohne hierfür zu einem Problem für eventuelle Helfer zu werden. Nie darf es aber zu einer Situation kommen, in der von einem alten, schwachen Menschen quasi verlangt wird, Schluss zu machen. Es muss immer eine persönliche und individuelle Entscheidung sein. Daher soll meiner Meinung nach das prinzipielle Recht auf Sterbehhilfe bestehen, aber eine strenge gesetzliche Prüfung der individuellen Lage erfolgen
  1. JF Leser sagt:
    
    7. August 2014 um 12:47 Uhr
    
    Werter theGerman.
    Strenge gesetzliche Prüfung?
    Es wäre ja ideal, wenn man darauf vertrauen könnte, dass dies möglich ist.
    Aber wo funktioniert denn diese in anderen, ebenso wichtigen Zusammenhängen?
    Nein, ich für meinen Teil lasse es erst gar nicht so weit kommen.
    Dafür habe ich gesorgt!
    In die Mühlen einer Sterbeindustrie möchte ich NICHT geraten!
    1. theGerman sagt:
      
      7. August 2014 um 16:28 Uhr
      
      Lieber Shandra Vadi Khan, es geht mir nur darum, dem Menschen das prinzipielle Recht zu geben, selbst darüber zu entscheiden, wann Schluss sein soll. Es darf niemals eine Industrie daraus werden. Wenn man aber morgen die Diagnose bekommt, Bauchspeicheldrüsenkrebs, keine Heilungschance, dann kann man zumindest noch selbst eine Entscheidung treffen und muss die dann vor sich und seinen Angehörigen rechtfertigen können. Es gibt aber leider Menschen, die aus körperlichen Gründen nicht mehr in der Lage sind, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Meiner Meinung nach soll hierzu die Möglichkeit bestehen, es muss aber unter allen Umständen vermieden werden, dass die Oma, weil sie zur Last fällt, zu diesem Schritt gedrengt wird.
Eric Schlegel sagt:

5. August 2014 um 16:54 Uhr

Vermutlich stehen auch hier die Menschen und deren Angehörige nicht im Vordergrund?
Oft ist das Lebensende mit Siechtum verbunden.Eine Lebensqualität ist nicht mehr gewährleistet und kann warscheinlich auch nicht gewährleistet werden.
Am Ende freut sich die Pharmaindustrie und jede Branche,die mit dieser Art Patienten Geld verdient.
Am Ende seines Lebens sollte jeder Mensch die Freiheit besitzen,sich zu entscheiden.
So oder so.
P. Boettcher sagt:

5. August 2014 um 16:46 Uhr

Warum soll ein Mensch nicht über sein Leben bestimmen, wenn er nicht mehr weiterleben kann?

Aus dem Privatleben sollte sich der Staat fernhalten. Es geht keinem sog. Politiker oder Partei etwas an.

Diese sog. Politiker schicken junge Menschen in Kriegsgebiete und nehmen in Kauf, dass diese Menschen fürs Land verheizt werden, doch über das eigene Leben dürfen die Bürger nicht selbst entscheiden.

Kranke Gesellschaft!
1. Christian S. sagt:
  
  6. August 2014 um 9:35 Uhr
  
  Wahre Worte!